SWR4 Abendgedanken
In dieser Zeit schreiben wieder viele Kinder einen Brief an den Weihnachtsmann oder an das Christkind. Sie schreiben ihnen all ihre Wünsche für Weihnachten auf. Die Barbiepuppe, das Legoraumschiff, das Kinderfahrrad oder sogar das erste Handy. All diese Wünsche stehen in den Kinderbriefen, und dann warten diese Kinder gespannt darauf, was am Heiligabend unter dem Baum liegen wird.
Aber man kann nicht nur dem Weihnachtsmann schreiben. Man kann auch Briefe an Gott schreiben. Auch das haben viele Kinder getan und daraus ist ein kleines Buch entstanden: „Kinderbriefe an den lieben Gott“. Als ich es zum ersten Mal gelesen habe, war ich tief berührt. Da schreiben Kinder an Gott, wofür sie dankbar sind: Für Papa und Mama. Für das kleine Geschwisterkind, das geboren worden ist. Für das leckere Essen, das Oma immer kocht. Aber sie schreiben auch ihre Bitten und Sorgen an Gott. Und die sind gar nicht so anders als die von uns Erwachsenen. Sie schreiben, dass sie Angst haben vor dem Krieg und bitten Gott, er solle doch Frieden machen. Sie schreiben, dass Mama schwer krank ist, und Gott solle sie bitte nicht sterben lassen, sondern wieder gesund machen. Oder sie schreiben, dass sie Angst haben vor dem Diktat in der Schule und dass Papa wieder schimpft, wenn sie eine schlechte Note nach Hause bringen. In diesen Briefen geht es um viel mehr als um Weihnachtsgeschenke. In den Briefen an den lieben Gott schreiben Kinder von dem, was in ihrem Herzen ist.
Mich rühren diese Briefe an. Dieses große Vertrauen, das die Kinder zu Gott haben. Sie glauben fest daran, dass Gott ihre Sorgen versteht und helfen kann. Ich merke, dass ich oft nicht so kindlich vertrauen kann, weil ich als Erwachsener längst gelernt habe, dass Gott meine Sorgen nicht so einfach verschwinden lässt, wenn ich ihm davon erzähle. Manchmal bin ich auch einfach nur misstrauisch und denke: Ob Gott meine Gebete wirklich hört? Ob er wirklich darauf reagiert? Bin ich Gott mit meinen Sorgen und Bitten überhaupt wichtig? Diese Kinder sind für mich ein Vorbild. So wie sie will ich immer wieder neu lernen, Gott zu vertrauen, dass er mich liebt, meine Gebet hört und sich um mich kümmert. Und so will ich weiter meine Bitten zu Gott schicken und ihm alles erzählen, was in meinem Herzen ist. Gut, dass ich diese Adresse habe.
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