Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Die zweite Mannschaft des MTV Soltau spielt in der Kreisliga. Nein, auch als Fußball-Fan muss man diesen Verein in der niedersächsischen Provinz nicht kennen. Aber vielleicht einen seiner Spieler? Finn Krutsch ist 24 Jahre alt und Einzelhandelskaufmann. Sein großes Hobby ist der Fußball. Als Verteidiger kickt er beim MTV Soltau.
Es war in der vergangenen Saison. Der Verein spielt vorne mit. Am letzten Spieltag geht es sogar um den Aufstieg. Soltau geht 1:0 in Führung. Dann erzielt der Gegner nach knapp einer Stunde den Ausgleich. Der Ball ist drin, springt aber von der hinteren Torstange zurück ins Feld. Die Schiedsrichterin lässt das Spiel weiterlaufen. Im Gegenzug erhöht Soltau auf 2:0. Der Aufstieg rückt immer näher. Dann aber geht Finn Krutsch zur Schiedsrichterin und sagt ihr, dass der Ball des Gegners zuvor drin war. Also ein reguläres Tor. Die Unparteiische korrigiert sich. So steht es jetzt 1:1. Alles wieder offen. Und am Ende verliert der MTV Soltau 2:3 und verpasst den Aufstieg.
Vor ein paar Wochen hat der DFB Finn Krutsch mit der Fair-Play-Medaille ausgezeichnet. Der Spieler bleibt bescheiden. Niemand in der Mannschaft, sagt er, habe ihm einen Vorwurf gemacht. Der Verteidiger bereut seine Ehrlichkeit nicht. „Ich wollte nicht, dass wir davon zu Unrecht profitieren.“
Eine solche Fairness ist nicht nur im Sport selten geworden. Immer wieder verschafft man sich Vorteile auch auf Kosten anderer. Der Zweck heiligt die Mittel. Und so ist der Ehrliche am Ende oft genug der Dumme. Menschen wie Finn Krutsch zeigen, dass es auch anders geht. An seinem Beispiel könnten sich viele ein Vorbild nehmen. Und das nicht nur beim Fußball!
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