SWR4 Abendgedanken
Vor kurzem war ich – (rhetorische Pause): nicht erreichbar! Kaum zu glauben heutzutage! Mein Handy war ausgefallen, Telefonieren ging nur über das Festnetz. Ganz altmodisch. Ich konnte nur telefonieren, wenn ich zu Hause oder im Büro war. Und ebenso konnte man mich nur telefonisch erreichen, wenn ich in der Nähe des Festnetzes war.
Es war seltsam, befremdlich. Ich muss sagen, ich war das gar nicht mehr gewohnt, nicht überall telefonieren zu können oder erreichbar zu sein.
Nach ein paar Tagen hatte ich mich daran gewöhnt. Ich bin dann einfach nur Autogefahren, habe dabei viel bewusster Dinge wahrgenommen, ich habe nicht über die Freisprechanlage telefoniert, sondern Radio gehört und die Lieder laut mitgesungen. Ich war einfach zwischendurch nicht erreichbar und hatte so mehr Zeit. Und diese Zeit habe ich für mich genutzt.
„Macht das Beste aus eurer Zeit“ (Epheser 5,15a) So lautet der Rat, den der Apostel Paulus in der Bibel seinen Mitmenschen gibt. Und ich – nicht erreichbar ohne mein Handy – habe mich gefragt, was das eigentlich für mich heißt und für meine Zeit.
Denn am Anfang war es für mich schlimm, nicht erreichbar zu sein. Ich hatte Angst, etwas zu verpassen oder jemanden zu verärgern. Ich hatte Sorge, dass ich mehr Arbeit haben könnte, weil ich ja nicht nebenbei noch was machen konnte. Aber das war nicht so. Ich habe wirklich das Beste aus dieser seltsamen Zeit gemacht. Denn ich habe alles bewusst gemacht. Wenn ich mit dem Hund im Wald unterwegs war, dann bin ich einfach nur Gassi gegangen und habe nicht noch E-Mails abgefragt. Wenn ich Autogefahren bin, dann habe ich gesungen und nicht telefoniert.
Paulus hat recht: Auch wenn nicht alles perfekt läuft, wenn ich mal nicht erreichbar bin, dann kann ich etwas Gutes aus dieser Zeit machen. Ich jedenfalls war in dieser Zeit vielmehr bei mir selbst und den Momenten, die Gott mir geschenkt hat. Das war das Beste, das ich aus dieser Zeit gemacht habe. Ich war ganz da und habe viel weniger übersehen. Weil ich nämlich kein Handy in der Hand hatte. Und irgendwie war ich so besser ansprechbar für andere.
Nicht erreichbar – das hatte auch mal etwas Gutes. Und irgendwie habe ich das Beste aus der Zeit gemacht.
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