SWR3 Gedanken
Ich habe im Urlaub das Schnorcheln für mich entdeckt. An der felsigen Küste Sardiniens gab es viel zu entdecken. Seegurken, Seesterne, Fischschwärme, Felsenlandschaften und sogar ein paar Korallen. Was mich fasziniert ist: Sobald man die Taucherbrille aufhat und abtaucht, hat man auf einmal eine ganz andere Welt vor sich. Eine Welt, die man, wenn man von oben aufs Wasser schaut gar nicht für möglich hält. Erst wenn man abtaucht, dann hat man klare Sicht auf eine Welt, die man von oben gar nicht für möglich gehalten hätte. Die man ohne Brille nur erahnen kann.
Ich wünsche mir manchmal, ich hätte so eine Taucherbrille für unsere alltägliche Lebenswelt. Von oben sehe ich nur die Welt, wie sie halt ist. Jetzt im November das Graue, die Krisen, Katastrophen, die unsichere Zukunft. Ungerechtigkeit. Aber wenn ich in der Bibel lese, dann ahne ich, dass unter der Oberfläche noch etwas anderes wartet. Jesus hat - als er gelebt hat - davon geschwärmt, dass eine neue Zeit angebrochen ist. Eine andere Welt. Die ist noch nicht ganz da, aber wir können sie wie unter der Wasseroberfläche schon erahnen.
Manchmal wünschte ich, es gäbe eine Brille, um diese Welt, wie sie Jesus gesehen hat, klar zu sehen. Eine Brille, um unter der Wasseroberfläche von Kriegen, Gewalt und Ungerechtigkeit klar zu sehen, wie viele Menschen schon jetzt einander trösten, mit unglaublich viel Einsatz und Zeit anderen Menschen Gutes tun, sich Geschenke machen, ehrenamtlich in Feuerwehr, Sportvereinen und Kirchengemeinden engagieren. Sich nicht alleine lassen in schwierigen Zeiten. So eine Brille braucht es manchmal, um in eine Welt abzutauchen, wie Jesus sie sich vorgestellt hat. Und dann ist es auch gut, wieder aufzutauchen, und über dem Wasser die Probleme anzugehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41071