SWR3 Gedanken

28NOV2024
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„Hallo meine Lieben Mäuse“ oder „Na, ihr Süßmäuse“ – das Internet ist gerade voller Mäuse. Eigentlich kann ich mit so Verniedlichungen nicht viel anfangen. Aber dem Mäusetrend kann ich etwas abgewinnen. Es gibt so viele Beschimpfungen und wenig netten Umgang miteinander – da ist es irgendwie eine willkommene Abwechslung, wenn Menschen nett miteinander umgehen. Außerdem finde ich es klasse, dass die Bezeichnung „Mäuse“ ganz nebenbei ihren anzüglichen Touch verliert und nicht länger ein seltsames Frauenbild transportiert. Frauen als „Mäuschen“ abzutun geht nicht mehr.  Jetzt sagen einfach alle „Maus“ zueinander und „Maus“ wird plötzlich einer Anrede, die nicht mehr in Verdacht steht, Macht ausüben zu wollen.

Vielleicht ist es auch nur einer von vielen Trends, die so schnell abflauen, wie sie gekommen sind. Aber ich glaube, er trifft ein zutiefst christliches Anliegen. Denn schon im Epheserbrief in der Bibel heißt es: „Seid allen gegenüber rücksichtsvoll und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.“

Damals war das ein Ratschlag für die ersten christlichen Gemeinden. Der Ton, mit dem die Mitglieder untereinander umgegangen sind, sollte ein Zeichen ihrer Gemeinschaft sein – ein Beispiel für andere.

Paulus hat seine Briefe übrigens oft mit liebevollen Worten begonnen, wie „Ihr geliebten Kinder Gottes“. So gesehen ist „Hallo, meine lieben Mäuse“ gar nicht so weit davon entfernt.

Es muss ja nicht unbedingt der Mäusetrend sein, aber ein nettes Wort hier und da tut uns allen gut. Denn am Ende entscheidet oft der Ton, ob wir überhaupt miteinander ins Gespräch kommen. Und das brauchen wir – heute vielleicht mehr denn je.

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