SWR3 Gedanken
Sardinien. Im Herbst noch einmal ein paar warme Tage genießen. Meine zwei Schwestern und ich waren am letzten Urlaubstag noch einmal am Strand. Noch ein letztes Mal Baden für dieses Jahr – und das Anfang November. Dann, drei Stunden bevor wir auf die Fähre fahren wollen: Das Auto springt nicht an. Von uns keiner in der Lage zu beurteilen woran es liegt. Ein Stoßgebet Richtung Himmel „Gott, lass dieses Auto anspringen. Wir wollen die Fähre nicht verpassen.“ Ich überwinde mich und spreche einen deutschen Urlauber im Café an – vielleicht kann er ja helfen. Und tatsächlich: er hat ein Starthilfekabel und kennt sich aus. Mit seiner Hilfe kriegen wir das Auto gestartet. Ein Stein fällt uns vom Herzen, bedanken uns strahlend bei unserem Helfer. Und ein Stoßgebet Richtung Himmel. Gott hat alles gut gefügt.
Hat er? Ich bin dankbar in der Situation, aber, ob Gott das jetzt alles so gefügt hat? Ich bin nicht sicher. Und wenn ja: Hätte er da nichts Wichtigeres zu tun? Und hätte er nicht gleich dafür sorgen können, dass unser Auto gar nicht erst liegenbleibt?
Ich wünschte mir schon manchmal so einen Gott, der meinen Weg geplant hat. Und gleichzeitig. Will ich wirklich Teil eines durchchoreographierten Theaterstücks sein – einfach eine Rolle spielen, die mir Gott zugedacht hat? Ich hab da meine Zweifel.
Und ich glaube, ich kann für unser Glück mit der Autopanne auch aus anderen Gründen dankbar sein. Nicht, weil Gott alles so gut geplant hat. Sondern dankbar, weil wir Menschen emphatisch und offen füreinander gemacht sind. Es ist Liebe in dieser Welt: romantische, freundschaftliche, geschwisterliche, die zum Nächsten und die, die uns die Augen vor der Not anderer nicht verschließen lässt. Dafür bin ich Gott dankbar. Und dem freundlichen Mann, der unser Auto wieder zum Laufen gebracht hat.
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