SWR1 Begegnungen

17NOV2024
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Alvaro Soler (c) Jakob Furis

Der Musiker Álvaro Soler hat Millionen Fans rund um den Globus. Ein Weltbürger sein - das lebt er und das ist auch Teil seiner eigenen Biografie. Denn seine Vorfahren kommen aus Spanien, Belgien und Deutschland. Álvaro wuchs zunächst in Barcelona auf, als Kind zog er mit der Familie nach Japan, später wieder zurück nach Spanien und seinen musikalischen Durchbruch feierte er 2015 in Berlin mit dem Lied: „El mismo sol“, auf deutsch: „Unter derselben Sonne“. In Zeiten von wieder erstarkendem Nationalismus verkörpert Álvaro Soler eine Solidarität aller Menschen auf diesem Planeten:

„El mismo sol“ ist ja das, wofür ich stehe- dieses Internationale. Alle Leute zusammenbringen ist halt das, was mich am meisten definiert, glaub ich. Weil ich hab in verschiedenen Kulturen gelebt - und ich hab nie wirklich unterschieden zwischen „du kommst von hier und du kommst von da“ … also ich hab unterschieden, aber im positiven Sinn, es war so eher:,,Cool du kommst ja aus Korea, du kommst aus Japan, mega, wie sagt man das und das auf Japanisch?

Heute spricht der 33-jährige sechs Sprachen fließend und sagt: Wir müssen uns für die Menschen unter dieser selben Sonne wieder mehr interessieren, sie sind unsere Geschwister und es muss uns beschäftigen, wie und unter welchen Umständen sie leben:

Wenn ich ein Wort habe für mein Leben, dann ist wirklich Neugier das Wort, also die gute Neugier, weil das ist der Motor für alles, was ich gemacht hab in meinem Leben

Neugierig ist Álvaro Soler auch, wenn es um Sinnfragen geht – etwa: Wozu bin ich auf dieser Welt?

Das ist eine sehr interessante Frage und eine sehr große Frage: es gibt ja so viele sehr begabte Musiker, die viel besser Musik spielen als ich, auf jeden Fall, aber ich hab irgendwann gedacht: ich bin einfach auf dieser Welt, um den Leuten was mitzugeben, was einfach positiv ist und ich glaube das ist meine Arbeit auf dieser Welt. Wirklich meine Berufung ist den Leuten gute Laune zu geben, in dieser Zeit, wo wir hier sind.

Mir gefällt diese Definition von Berufung. Dass er das kann, das sieht er als ein Geschenk. Und dass es funktioniert, erlebe ich in den vielen strahlenden Gesichtern auf seinem Konzert in Leverkusen, wo ich den Künstler treffe. Für Álvaro Soler ist Lebensfreude aber mehr als billiger Spaß:

Das klingt natürlich sehr banal, wenn man sagt: „Party und so“. Es ist aber nicht Party – es geht einfach darum von diesen Problemen ein bisschen Perspektive zu bekommen, von deinen eigenen Routinen rauszukommen. Auch in den Konzerten finde ich, dass mein Job ist: wenn Leute zu den Konzerten kommen, dass die nach Hause gehen und denken: Krass, ich bin jetzt kurz für zwei Stunden weg gewesen und jetzt geht es mir besser – und das ist meine Berufung, dass ich sowas bekommen habe, weil es pusht mich selber auch, ich bin ja nicht immer positiv gelaunt, es gibt ja auch Momente, wo ich denke: Das ist so schwer oder das krieg ich nicht hin. Und es ist für mich eine super Aufgabe diese Verantwortung zu haben.

Verantwortung empfindet er auch für die Zukunft unseres Planeten und macht sich ehrlich:

Ich muss auch ganz ehrlich sagen – ich bin nicht der Nachhaltigste auf der ganzen Welt. Allein das Fliegen in Länder, weil ich Konzerte habe oder so. Wir nehmen ja schon einen Tourbus sooft wie wir können, und versuchen ja schon alles zu reduzieren, aber bestimmt kann ich viel mehr machen. Aber da bin ich nicht der Einzige. Ich glaub: Jeder von uns kann vielmehr machen, und ich glaube, man muss sich nur hinsetzen und planen und sagen: jetzt ändere ich was in mir.

Und weil er vor seiner Karriere Industriedesign studiert hat, weiß er, dass auch die Wirtschaft noch viel nachhaltiger werden muss. Wie dramatisch die Auswirkungen des Klimawandels sind, erfährt Álvaro Soler gerade, wenn er in seine spanische Heimat -etwa nach Valencia - schaut. Auf seinem Konzert sammelt er Spenden. Ich muss dabei sofort an die Flut im Ahrtal 2021 denken. Und wie wichtig jede Hilfe in so einer Situation ist.

Ich treffe den international erfolgreichen Musiker Álvaro Soler. Er hat schon mit Künstlern wie Jennifer Lopez Songs produziert – sein neuestes Lied „Cero“ ist hingegen eine ganz besondere Zusammenarbeit, die ihren Ursprung auf einer Reise mit der Hilfsorganisation „World vision“ in Kenia hat. Dort hat er sich verschiedene Projekte angeschaut hat, um auf Hunger und Not der Menschen aufmerksam zu machen:

Wir waren in Marsabit, das ist zehn Stunden von Nairobi mit dem Auto, das braucht zwei Tage bis du da bist. Das sind Schäferfamilien, die wohnen so bisschen Nomaden mäßig.

Und dort begrüßt ihn der „Namayana womens choir“.  Frauen, die als Gospelchor auf ihrer Heimatsprache Rendile singen. Alvaros Kollege fängt die Situation ein und diese Melodie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt hat er aus den Aufnahmen einen neuen Song gebastelt:

Es ist eigentlich ein christian song und sie singen das normalerweise in so Gospelgemeinden  – das ist einfach ein Dankbarkeitsgesang und das finde ich total schön, das passt mega zu dem Soing. Sie haben mir noch mal gesagt, was das alles heisst, was sie sagen. Also sie sagen: „ Oh Lord, it is by your might, that we are here “

Übersetzt: „Gott, es ist deiner Macht zu verdanken, dass wir hier sind.“ Es geht um Demut und das Geschenk des Lebens. Und wie hält es Álvaro ganz persönlich mit dem Glauben. Ist er ein religiöser Mensch?

Ich bin ja katholisch aufgewachsen in Spanien und ich bin getauft, aber irgendwann hab ich sozusagen meinen eigenen Weg und Bezug dazu gefunden. Und bei mir ist es so: ich hab dann irgendwann auch durch Meditation meinen eigenen Frieden dann gefunden.

Und ihm geben die 10 Gebote Orientierung. Ich nehme den Künstler als Menschen war, der offen ist für Spirituelles. Der in seinen Liedern immer wieder von der Seele singt. Glaubt er an eine größere Kraft? Hat er einen Draht nach oben?

Ja, es gibt eine größere Kraft, auf jeden Fall-100 Prozent! Also guck mal: Wenn man Musik macht, Kreativität, ich finde: Musik und alles was kreativ ist, ist verbunden mit einer größeren Kraft –und manchmal ist man einfach nur das Medium dafür, wenn man es schafft sich so zu öffnen, dass es klappt, dass dieser Fluss passiert, dann ist es das Schönste, was es gibt auf der Welt. Deshalb bin ich sehr oft sehr, sehr dankbar für all das ,was passiert ist in meiner Karriere.

Ich frage ihn nach seiner Lieblingszeile in seinem neuen Song und in seiner Antwort spiegeln sich dann auch wieder Momente aus seiner Keniareise. Da hat er erfahren, dass absolut nichts selbstverständlich ist:

„Será que nos hemos olvida'o - Que aquí todo es un regalo- haben wir vielleicht vergessen, dass hier alles ein Geschenk ist. Und jeder Tag, an dem wir aufwachen ein Geschenk ist und alles andere was passiert, ist ein Extra.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41064
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