Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

23NOV2024
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Seit 20 Jahren gibt es auf dem Mainzer Hauptfriedhof einen Sternengarten. So heißt der Teil des Friedhofs, auf dem Kinder bestattet werden, die noch vor der Geburt gestorben sind. Im Sternengarten haben alle diese Kinder ihren Platz. Hier sind sie begraben. Hier wird an sie erinnert. Auf Sternen stehen ihre Namen. Line. Mikkel. Pauline. Leonas. Und so viele mehr.

Immer wenn ich am Sternengarten vorbeigehe , überkommt mich die Trauer. All diese Kinder sind gestorben, noch ehe ihr eigentliches Leben begonnen hat. Den Schmerz der Eltern kann ich nur erahnen. Wie gut, dass es den Sternengarten gibt, an dem diese Kinder ihren Ort haben. Ein Ort der Erinnerung. Hier steht ihr Name und versichert: Es hat dieses Kind gegeben, auch wenn seine Geburt zugleich der Abschied von ihm war. Es tut uns Menschen gut, wenn wir einen Ort für unsere Trauer haben.

Dem Sternengarten auf dem Mainzer Hauptfriedhof sieht man die Trauer nicht sofort an. Es ist kein grauer und trister Ort. Hier erinnert so vieles an das Leben: Auf vielen Gräbern stehen bunte Windräder und drehen sich. In den Bäumen hängen Windspiele, ihre Klänge wehen mir ins Ohr. Und ich sehe viele bunte Spielsachen und Blumen auf den Gräbern liegen. Da sind Herzen und Engel, es brennen Lichter. Ich spüre: Das hier ist nicht nur ein Ort voller Trauer und Erinnerung. Es ist auch ein Ort voller Liebe. Denn all das Spielzeug, all die Blumen – sie zeigen mir: Diese Kinder wurden geliebt. Und sie werden geliebt, denn sie sind nicht vergessen. Nicht von ihren Eltern und Geschwistern . Und erst recht nicht von Gott.

An diesem Sonntag feiern wir Christen den Ewigkeitssonntag. Wir denken an alle Menschen, die im vergangenen Jahr gestorben sind. In vielen Gottesdiensten werden ihre Namen vorgelesen und Lichter für sie angezündet. Als Zeichen der Erinnerung und als Zeichen unserer Hoffnung. Denn als Christen glauben wir: Der Tod ist nicht das Ende. Unsere Toten sind aufgehoben bei Gott. Er bettet sie in Liebe und Geborgenheit. Und in Gottes Hand ist alles aufgehoben, was war, was ist und bleibt.

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