Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

21NOV2024
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Wenn jemand neben mir beim Essen laut schmatzt, dann stört es mich normalerweise. Da frage ich mich: Muss das sein? Das macht man doch nicht. Aber neulich, da habe ich mich richtig darüber gefreut, als ich es neben mir schmatzen hörte. Es waren Kinder. Ihr Schmatzen war nicht besonders laut oder absichtlich. Es wirkte wie das Normalste der Welt – Kinder eben. Aber ich war überrascht und ich fand es schön.

Denn es war mitten im Gottesdienst. Wir haben gerade Abendmahl gefeiert und standen in einem großen Kreis zusammen. Gerade hatte ich allen ein Stück Brot ausgeteilt mit den Worten „Brot des Lebens – Christus für dich“. Dass wir beim Abendmahl mehr als nur ein Stückchen Brot essen, daran glauben wir Christen. Es geschieht mehr, als wir sehen können: Gott kommt uns darin ganz nah. Verzeiht unsere Fehler. Heilt unsere Wunden. Begegnet uns in Frieden. Wenn wir miteinander Abendmahl feiern, ist Gott mitten unter uns. Das stärkt an Leib und Seele.

Als ich die Kinder schmatzen hörte, musste ich an einen Satz aus der Bibel denken: „Schmeckt und seht, wie freundlich unser Gott ist.“ Ich glaube, genau das haben die Kinder in dem Moment getan. Sie haben geschmeckt, wie freundlich unser Gott ist. Und sie haben ihre Freude darüber gezeigt. Vielleicht können sie es noch nicht mit dem Kopf verstehen, was wir beim Abendmahl feiern. Aber dass es etwas ist, was unserem Leib und der Seele guttut und uns stärkt – das haben sie erlebt und geschmeckt.

Früher durften Kinder nicht am Abendmahl teilnehmen. Man meinte, dass sie zu klein sind. Dass sie noch nicht verstehen , was wir dort feiern und was es für sie bedeutet. Ich bin froh, dass sich das inzwischen geändert hat. In den meisten Gemeinden und Gottesdiensten sind Kinder und Jugendliche heute genauso zum Abendmahl eingeladen. Denn bei Gott sind alle Menschen willkommen. Gott lädt alle ein. Ganz egal, wie alt wir sind und wie viel wir meinen, von Gott zu verstehen. Für alle gilt die Einladung, die schon in der Bibel steht: „Schmeckt und seht, wie freundlich unser Gott ist.“

Wenn wir Brot und Traubensaft miteinander teilen, kommt Gott uns nah. Wie gut das tun kann, habe ich im Schmatzen der Kinder gehört. Gottes Freundlichkeit kann wohl wie ein Stück frisches knuspriges Brot schmecken.

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