Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

20NOV2024
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Der November ist ein Erinnerungsmonat. Allerheiligen. Volkstrauertag. Totensonntag. Alles Gedenktage, die mit dem Erinnern zu tun haben – vor allem mit der Erinnerung an verstorbene Menschen. Es ist wichtig, unsere Toten nicht zu vergessen. Daneben finde ich es aber genauso wichtig, mich an schöne Erlebnisse zu erinnern. Gerade in der dunklen Herbst- und Winterzeit brauche ich das besonders.

Also gehe ich zum Regal und ziehe ein Fotoalbum raus. Ich komme nämlich aus der Zeit, als man noch Fotos auf Papier hatte und sie in Alben geklebt hat. Ich setze mich aufs Sofa und blättere durch das Album, Seite für Seite, und ich staune auch ein bisschen: „Das war schön. Urlaub in Trevi. Und hier: Bilder aus meiner Jugend. Wie wir alle da ausgesehen haben. Ist ja auch etwas her. Lustig. Und da: Oma und Opa. Das war doch bei der Feier von Tante Mechthild.“ Ein Bild nach dem anderen ruft Erinnerungen wach und erzählt von warmen Tagen, von fröhlichen Menschen und von schönen Augenblicken. So viel habe ich schon erlebt.

Als ich das Album zuklappe, denke ich: Gott hat auch so ein Fotoalbum – mehr noch: Gott muss ein riesiges Regal voll mit Fotoalben haben. Da sind Bilder von uns allen drin. Niemand geht verloren. Und wenn ich mir das so vorstelle, dann kommt mir ein Vers aus Psalm 139 in den Sinn: „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.“ (Psalm 139,16)

In Gottes Album ist mein Name aufgeschrieben, und es kleben Bilder drin, von dem, was vor mir gewesen ist. Und sogar von dem, was nach mir kommen wird. Ich bin gesehen und aufgehoben von Gott. Und ich bin sicher: nicht nur im November zieht Gott seine Fotoalben aus dem Regal und blättert sie durch. Bei Gott ist immer Erinnerungsmonat.

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