SWR Kultur Wort zum Tag

19NOV2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Elisabeth von Thüringen – eine Frau aus dem 13. Jahrhundert, aber immer noch aktuell und mit Ausstrahlung. Erstaunlich, wie viele noch heute von ihrem Rosenwunder wissen. Dass eine von ganz oben, eine Landgräfin, zu den Ärmsten der Armen herunterkommt und ihnen Hilfe bringt, berührt immer.  Dass sie das gegen Widerstände ihrer adeligen Umgebung tut, berührt noch mehr. Das ist ja der Kick an der Geschichte vom Rosenwunder: die Landgräfin hatte ordentlich Brot unter ihrem Gewand versteckt, als sie von der Wartburg abstieg, heimlich und gegen alle Etikette. Als man sie kontrollierte, fanden ihre Gegner aber nur Rosen im vollen Duft. Natürlich eine legendäre Momentaufnahme, aber die goldrichtige Beschreibung dieser außergewöhnlichen Frau.

Nachweislich war Elisabeth fasziniert von Franz von Assisi. Der wollte ja bei den Armen sein, bei den Aussätzigen und Ausgesetzten; besonders bei ihnen fand er Christus. Früh schon hatte die franziskanische Reformbewegung in Thüringen Fuß gefasst, noch heute erzählt die Franziskanerkirche in Erfurt davon. Die junge Landgräfin jedenfalls war begeistert, sie änderte ihren Lebensstil und fing an, sich sozial zu engagieren. Das freilich führte zu Konflikten am Wartburger Hof.  Besonders, nachdem Elisabeth ihren geliebten Mann nach nur sechsjähriger Ehe im Kreuzzug verloren hatte und ihr Schwager an die Macht kam. Klar, wer derart hinab steigt von den Oberen hinunter zu den Armen, hat etwas Subversives. Da werden ja soziale Rangordnungen und Gewohnheiten aufgemischt, damals wie heute. All dies klingt mit in der Geschichte von den Rosen. Immer geht es um das Wunder, dass Menschen und Verhältnisse sich ändern zugunsten einer größeren Gerechtigkeit.

Mit 19 Jahre schon war die ungarische Königstochter Elisabeth Witwe geworden; umso mehr folgte sie nun ihrer franziskanischen Berufung. Dass sie ihre Kinder deshalb in die Obhut anderer abgab, wirkt heute eher befremdlich; aber es lässt etwas ahnen von ihrer radikalen, kompromisslosen Art. Man darf dabei auch an neurotische Prägungen denken; sie gehören bisweilen zur Größe eines Menschen, gerade eines heiligen. Das ererbte Geld und alle ihre Kraft steckte Elisabeth in das Spital für Kranke und Arme in Marburg an der Lahn, wo sie 1231 starb, gerade mal 24-jährig, also vor fast 800 Jahren. Seitdem ist sie für viele eine Ikone christlicher Barmherzigkeit und kirchlicher Caritas geworden. In der Tat: ein vorbildlicher Mensch, ein Mitmensch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41028
weiterlesen...