SWR Kultur Wort zum Tag

21NOV2024
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Dass Krieg zu führen teuer ist, wusste ich. Aber wie unglaublich viel Geld dahinter steckt, und was man damit alles anfangen könnte, das musste ich mir erst einmal konkret vor Augen führen.

Wenn Israel mit Raketen angegriffen wird, stützt es sich in seiner Verteidigung auf ein dreigeteiltes Abwehrsystem. Anfang Oktober ist es gottlob gelungen, den Angriff des Iran fast vollständig in der Luft abzufangen, so dass es kaum Schäden gab. 200 Abwehrraketen wurden dabei eingesetzt. Die Kosten belaufen sich auf etwa ein bis anderthalb Milliarden Dollar[1]. Keine Frage: Um das Leben von Menschen zu retten, ist jeder Aufwand gerechtfertigt. Jedes Menschenleben ist unendlich viel wert; so viel, dass es nie mit Geld zu beziffern wäre. Insofern bin ich froh, dass Israel diese Möglichkeit hat und dass sie funktioniert.

Der eigentliche Skandal besteht darin, dass es diese Abwehrsysteme braucht, weil zuvor Waffen eingesetzt werden. Die menschliche Katastrophe liegt im Krieg und der Logik, wie er geführt wird. Die Kriegsparteien bewaffnen sich bis an die Zähne, und weil es der andere gerade so macht, müssen wiederum beide Seiten dafür sorgen, dass sie die Waffen des anderen unschädlich machen können. Und damit sind wir mitten im Wahnsinn der Raketen, die hin und her fliegen und ungeheuer viel Geld verpulvern, mit dem sonst etwas Sinnvolles getan werden könnte, ja, das dringend woanders gebraucht wird.

Ein Arrow-Abwehrgeschoss, so heißt die dritte Verteidigungsebene Israels, kostet acht Millionen Dollar. Ein einziges. Ich habe mir überlegt, was man damit tun könnte, wenn man nicht angegriffen würde und seine Landsleute schützen müsste. Und damit meine ich jetzt nicht Weltreise oder Traumvilla. Ich denke daran, wie viel Not man damit lindern könnte, wie viel Hilfe dort anbringen, wo sie benötigt wird.

In Nairobi könnte man mit den Kosten für eine Abwehr-Rakete 40.000 Kinder ein Jahr lang ernähren und vor dem Hungern bewahren. Mit einer Rakete, die fünf Minuten in der Luft ist, bis sie zerstört wird und wertlos zu Boden fällt. Es wäre möglich, viele Brunnen zu graben, die dauerhaft Wasser spenden, ärztliche Versorgung zu gewährleisten, und so weiter. Auch im eigenen Land gäbe es genügend Bedarf, in Israel und zumal im Iran, überall und gerade dort, wo Krieg herrscht. Schulen, Infrastruktur, Wohnprojekte. Überall werden Mittel gebraucht. Stattdessen werden sie in einen sinnlosen Krieg gesteckt.

Einen Krieg zu beginnen, ist sinnlos und unmenschlich. Immer. Jesus hat wiederholt den tödlichen Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt angeprangert. Deshalb protestieren Christen gegen Hass, Gewalt und Rache.

[1] Vgl. DIE WELT, 4.10.2024, S.10.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41008
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