SWR3 Gedanken

09NOV2024
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„Wenn Sie 1,60 Meter groß sind, werden sie eher nicht Chef – egal wie viel sie leisten.“ Das behauptet der Soziologe Michael Hartmann in einem Zeitungsinterview.

Ich find’ das ganz schön hart. Die Körpergröße soll für einen Job wichtiger sein als das, was ich kann?! Leider ist das laut Hartmann so: Dass Körpergröße, Herkunft und Geschlecht  Ausschlag geben, ob ich Chef werde oder nicht. Egal wie viel ich kann und leiste, am Ende sticht „groß – männlich – wohlhabend“ einfach alles.

Grund dafür: Die Top-Leitungsjobs Deutschlands werden von der erfolgreichen Oberschicht besetzt – und die suchen eben nach Ihresgleichen: Groß, männlich, aus dem Bildungsbürgertum. Auf  Augenhöhe – aber nur dann, wenn man sich ähnlich ist.

Mich ärgert das: Jobs sollten doch an die vergeben werden, die’s am meisten draufhaben. Zum Beispiel die Chefin in meiner Apotheke: Die hat den Laden echt im Griff, auch wenn sie kein Vitamin B hat und weiblich ist. Oder meine Freundin, die aus einer  Arbeiterfamilie kommt. Jetzt hat sie volle Personalverantwortung und weiß genau, was ihre Ziele sind.

Warum also nicht Platz machen für die, die es wirklich draufhaben?

Zumindest ist das meine Wunschvorstellung und mein christliches Bild von Gesellschaft: Dass alle die Chance auf gute Jobs haben. Weil wir alle – unabhängig von Herkunft und Aussehen – gleich viel wert sind.

Auf  Augenhöhe bedeutet dann nicht mehr: Sich ähnlich sein. Auf  Augenhöhe bedeutet: Alle sehen, wirklich alle! Und zwar jetzt erst recht!

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