SWR1 3vor8
Fahr weniger Auto! Das hilft der Umwelt. Iss weniger Fleisch! Denn die Fleischproduktion verbraucht viele Ressourcen, die anders besser genutzt werden könnten. Es gibt viele Beispiele, wie Menschen versuchen gesünder, nachhaltiger, solidarischer zu leben. Auch ich finde verantwortliches Handeln gegenüber der Natur und anderen Menschen wichtig.
Jede und jeder sollte berücksichtigen, welche Auswirkungen sein Handeln hat. Beziehungsweise… Kann ich das wirklich von anderen verlangen? Kann ich bestimmte Verhaltensweisen von ihnen fordern? Wer gibt mir das Recht dazu?
Dass ich zumindest mit meinem moralischen Urteil gegenüber anderen vorsichtig sein sollte, daran erinnert mich eine Stelle aus dem Römerbrief in der Bibel, über die heute in vielen evangelischen Kirchen gepredigt wird.
„Du Mensch, was bringt dich nur dazu deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen“, heißt es da.
Ja, was bringt mich dazu, andere zu verurteilen? Gute Frage… Denn manchmal mache ich das schon. Ich störe mich am Verhalten anderer und urteile über sie. Sie handeln aus meiner Sicht nicht verantwortlich gegenüber Mensch und Natur. Kannst du dich nicht ein bisschen zusammenreißen und das Auto stehen lassen? Moralische Urteile wie diese fälle ich immer wieder. Nur – bin ich wirklich besser?
Denn ich stelle auch immer wieder fest: Selbst gelingt mir das nur bedingt. Das Auto mal stehen lassen… Manchmal bin ich einfach zu bequem dafür. Auf Fleisch verzichten… Es schmeckt mir halt, da bin ich dann schon auch mal egoistisch. Ja, eigentlich habe ich wirklich keinen Grund überheblich zu sein.
Verurteile niemand anderen! Denn das steht dir nicht zu. Daran erinnert der Römerbrief. Im Umkehrschluss heißt das auch, dass andere mich nicht verurteilen sollen. Das finde ich ziemlich entlastend.
Ich muss Dinge nicht tun, weil andere bestimmte Verhaltensweisen von mir verlangen oder weil ich besser sein will als andere. Und trotzdem glaube ich, dass ich eine Verantwortung habe: vor der Natur, vor anderen Menschen, vor Gott. Das wird auch im Römerbrief deutlich. Es ist nicht egal, was ich tue. Über andere richten oder sie verurteilen sollte ich aber nicht. Und auch das finde ich ehrlicherweise entlastend.
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