SWR4 Abendgedanken
Heute Abend ziehen sie wieder um die Häuser: kleine Hexen, Vampire und Teufelchen mit spitzen Hörnern auf dem Kopf. Ja, es ist Halloween. Hat es bei Ihnen auch schon geklingelt?
Ich fand ja Halloween eigentlich immer ziemlich blöd. Bis ich dann festgestellt habe, wie viel Spaß den Kindern das Ganze macht. Einmal gruselig sein. Stark sein. Anderen Angst einjagen können, oder zumindest so tun. Auch wenn man sonst, im normalen Leben nicht der große Held ist. Und die Süßigkeiten, die man bekommt, die reichen dann auf jeden Fall bis Weihnachten.
Halloween ist ein Spiel mit dem Bösen. Es wird klein gemacht. Wäre doch super, wenn wir alles, was Böse ist, mal eben mit ein paar Süßigkeiten besänftigen könnten. Im echten Leben klappt das natürlich nicht. Das wissen auch die Kinder. Aber, ich glaube, genau darum ist es für sie so schön, das Böse durch das Verkleiden, Lachen und Spielen zu veralbern, eben klein zu machen. Manchmal bin ich richtig neidisch darauf.
Auch Martin Luther, Theologe und Reformator im 16.Jahrhundert, hatte Angst vor dem Bösen, vor dem Teufel. Es wird erzählt, dass Luther sich immer wieder vom Teufel verfolgt und versucht gefühlt hat. Er hat darunter gelitten. Und obwohl doch gerade Martin Luther immer und immer wieder betont hat, dass Gott ein gnädiger, vergebener Gott ist, in dessen Macht und Stärke er vertraut hat, hatte er Angst, der Teufel könne sich seiner bemächtigen, Macht über ihn gewinnen, ihn von Gott trennen. Auf der Wartburg gibt es einen Tintenfleck an der Wand. Es wird behauptet, Luther habe im Wahn seiner Angst sogar sein Tintenfass geworfen, um so den Teufel zu vertreiben.
Heute ist nicht nur Halloween. Heute ist auch Reformationstag, an dem die evangelischen Christen dem Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther gedenken. Luther hat selbst erlebt: Die Welt ist nicht nur gut. Es gibt böse Mächte, die an uns zerren. Er beschreibt den Teufel als „bösen Feind“, dessen „grausame Rüstung“ aus großer „Macht und List“ bestehe. Aber Luther hat auch geglaubt: Gott ist größer als diese bösen Mächte. Wenn er Angst hatte, um sich oder um die Welt um ihn herum, dann hat er gesungen: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.“ (EG 362,1) Das hat ihm Kraft gegeben.
Aber nicht, dass sie dann heute Abend, wenn es an der Tür klingelt, anfangen zu singen. Das könnte die Kinder doch erschrecken und aus dem Konzept bringen. Mein Tipp: Gegen diese Art Gruselgeister wirken wirklich ein paar Süßigkeiten Wunder. Einen schön-gruseligen Abend Ihnen!
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