SWR4 Abendgedanken

28OKT2024
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Vor einiger Zeit ist mir wieder einmal die Geschichte von David und Goliath begegnet, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Der kleine David besiegt den starken Goliath. Die Bibel erzählt, dass die Israeliten gegen die Philister gekämpft haben. Stellvertretend für die beiden Völker duellieren sich David und Goliath. Und, entgegen aller Erwartungen, gewinnt der kleine, bestimmt auch schwächere David. Gewitzt und schlau setzt er seine Steinschleuder ein. Und Goliath geht zu Boden. Die Israeliten haben gewonnen. Der Krieg ist vorbei. Sie können aufatmen.

Der Goliath, der mir im Moment am meisten Sorgen bereitet, ist kein hünenhafter Kämpfer. Wir haben andere Goliaths, heute, finde ich. Der Populismus am rechten Rand unserer Gesellschaft ist für mich so ein Goliath, der ziemlich bedrohlich wirkt. Menschen, die dazu verführen, in schwarz und weiß zu denken. Rechtsextreme, die die Menschenwürde mit Füßen treten. Die sich selbst und die, die ihnen gleich sind, wichtiger nehmen und als großartiger ansehen, als andere, die vielleicht anders aussehen, andere Ansichten haben oder kulturell anders geprägt sind. Und die mit ihren, wie ich finde, menschenverachtenden Ansichten Zustimmung finden, weil manch einer vielleicht Angst habt vor dem sozialem Abstieg, oder weil er sich von der großen Vielfalt um sich herum überfordert fühlt. Können wir diesen Goliath rechtzeitig stoppen? Was ist unsere Steinschleuder?

Ich habe keine pauschale Antwort. Das wäre ja auch zu schön. Aber eine Sache, die vielleicht helfen kann, die fällt mir doch ein: Das Christentum hat einen Schatz von Gegenerzählungen. Von Hoffnungsbildern. Positive Geschichten, die Mut machen. Die Menschen wachsen lassen und ihnen zusprechen, dass sie wertvoll sind. Und dass sie etwas tun können gegen die, die sich für was Besseres halten und anderen Gewalt antun wollen. So wie David in der biblischen Geschichte gegen Goliath. Auch das ist so eine Gegenerzählung, die Mut machen kann: Auch der Allerkleinste kann seinen Beitrag leisten. Auch der Schwächste bekommt die Chance den Lauf der Welt zu verändern. Wie David. Diese Gegenerzählungen sind gewiss kein Allheilmittel. Aber ich glaube fest: Wer weiß, dass er oder sie selbst wichtig und wertvoll und geschätzt ist, der muss auch andere nicht klein machen und geringschätzen, um sich selbst gut zu fühlen.

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