SWR1 3vor8
Seit gut vier Jahren gibt es auf Instagram das Projekt „eswarnichtimmereinfach“. Dort werden Geschichten von Heiligen erzählt. Aber nicht über sie, sondern aus der Perspektive der Heiligen selbst. Bekanntere Heilige, wie Nikolaus und Martin, aber auch Unbekanntere mit teilweise schrägen Lebensläufen werden so zugänglich und nahbar. Wenn ich in den Lebensgeschichten lese, gibt es meistens irgendetwas, was ich für mich herausziehen kann. Wie z.B. bei Alfred Delp, der davon überzeugt war, dass ein Mensch so viel Mensch ist, wie er liebt. Oder Hildegard von Bingen, die über sich sagt: „Ich habe gezeigt, dass es wichtiger ist, dem Herz zu folgen, als Gehorsam zu leisten.“
Bei allen Lebensgeschichten zeigt sich aber auch, warum die Macher für ihr Projekt die Überschrift „es war nicht immer einfach“ ausgesucht haben. Denn im Leben der Heiligen gibt es auch viel Schweres. Sie ringen mit sich, der Welt und Gott und sind dabei lange nicht perfekt. Oft brauchen sie eine riesige Portion Mut, um sich gegen ihr Umfeld zu stellen. Sie müssen manches aus- und durchhalten – oft richtig lang. Wie Alfred Delp, der von den Nazis inhaftiert, gefoltert und zuletzt sogar erhängt wurde. Oder eben auch Hildegard von Bingen, die von sich schreibt: „In mir sah man allzu oft nur eine kränkliche Frau.“
Doch so unterschiedlich die Lebensgeschichten der Heiligen sind: immer hat sich Gott in ihrem Leben bemerkbar gemacht. Und zwar so, dass sie verstanden haben, dass Gott da ist. Und dass sie von Gott geliebt sind, dass Sie „Geliebte Gottes“ sind.
Geliebte, genauso werden heute auch alle angesprochen, die in katholischen Gottesdiensten sind. Denn es wird ein Abschnitt aus der Bibel gelesen, in dem es heißt: „Geliebte, wir sind Kinder Gottes.“ Und: „Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat.“ (1 Joh 3, 1f.) Was für eine Zusage. Und: gar nicht so leicht zu begreifen. Eigentlich eine Nummer zu groß für mich. Doch mit der Liebe ist es vermutlich immer so. Ich kann die Liebe nicht verstehen und bis ins Letzte erfassen. Aber ich kann mich von ihr tragen lassen. Kann üben, dass ich dem, der mich liebt, vertraue.
Die Lebensgeschichten der Heiligen zeigen, was dann möglich ist. Sie hatten so ein tiefes Vertrauen in Gottes Liebe, dass es nicht nur in ihrem Leben, sondern auch für andere heller und leichter wurde. Für mich sind Heilige deshalb Menschen, durch die Gottes Liebe einen Weg in die Welt findet. Menschen, durch die diese Liebe nicht abstrakt bleibt, sondern wirklich sichtbar wird.
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