SWR3 Gedanken
„Stell Deine Ohren einfach auf Durchzug!“ Das hat neulich im Bus eine Mutter zu ihrer Tochter gesagt. Ich habe ihr Gespräch mitbekommen. Das etwa 13-jährige Mädchen hatte sich bei ihrer Mutter über einen Jungen aus ihrer Schule beschwert, der sie vor anderen beleidigt hatte. Die Mutter hörte zwar zu, winkte dann aber schnell ab und sagte eben: „Stell deine Ohren einfach auf Durchzug!“
Seine Ohren auf Durchzug stellen, scheint im ersten Augenblick vielleicht ein guter Rat zu sein. Zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr wieder raus.“
Vor allem Mädchen und Frauen wird genau das immer wieder beigebracht: „Stellt Eure Ohren auf Durchzug! Lasst es nicht an euch ran.“ Und sehr lange habe ich mich auch genauso verhalten: Ich habe versucht zu überhören und zu ignorieren. Doch im Laufe der Zeit habe ich gemerkt: das funktioniert nicht! Oft haben mich böse Worte oder Lästereien bis in den Schlaf verfolgt. Sie sind eben nicht durch mich durchgezogen, sondern hängengeblieben.
Gott gibt in der Bibel einen anderen Rat. Als der Apostel Paulus angefeindet wird, rät Gott ihm: „Fürchte Dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden!“
Ich finde, genau diesen Rat sollten auch alle Mädchen und Frauen bekommen. Sie sollten ermutigt werden, sich zur Wehr zu setzen. Denn es ist unheimlich wichtig, seinen Mund aufzumachen, laut zu protestieren und eben nicht die Ohren auf Durchzug zu stellen.
Ich übe das mittlerweile. Ich spreche dann Menschen auf ihr Verhalten direkt an und schaue ihnen offen ins Gesicht: „Hey ich habe gehört, was Sie über mich gesagt haben, und das hat mir weh getan.“
Eine solche Konfrontation ist sehr unangenehm. Für beide Seiten. Aber nur so kann sich was ändern. Also: Ohren nicht auf Durchzug stellen - stattdessen auf Gott hören, der sagt: „Fürchte Dich nicht, sondern rede und schweige nicht!
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