SWR3 Gedanken
Wir sind auf einem Straßen-Dorffest. Vor mir steht ein etwa 60 Jahre alter Mann. Er hält mir seine Hand hin und lächelt verlegen. Er hat sich orange-goldenes Glitzer ausgesucht und ein Ahornblatt. Er möchte auch ein Glitzertattoo: denn die gibt es hier an unserem Kirchenstand. Wir, eine kleine Gruppe Christinnen aus der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde stehen da und verteilen so ein wenig „Glanz und Herrlichkeit“. Der Mann schaut erwartungsvoll. Mit einem Pinsel, einer Schablone und hautfreundlichem Kleber entsteht ein leuchtendes Glitzer- Ahornblatt auf seiner Haut. Während es trocknet, kommen wir ins Gespräch. Er fragt mich, was wir denn eigentlich genau mit „Herrlichkeit“ meinen. Ich erzähle ihm von Mose. Gott hat Mose für eine ziemlich herausfordernde Aufgabe ausgewählt. Aber Mose zweifelte immer wieder daran, ob er das schaffen kann. Mehrmals begegnete Mose Gott. Immer auf sehr unterschiedliche Weise. Und einmal kam er nach einem Gespräch mit Gott zurück, und da glänzte und glitzerte plötzlich sein Gesicht. Ein Stück von Gottes Herrlichkeit war auf ihn übergegangen. Es stärkte ihn für die schwierige Aufgabe, die vor ihm lag.
Ich erkläre dem Mann, dass wir mit den Glitzertattoos zeigen wollen, dass in jedem von uns ein Stück von Gottes Herrlichkeit steckt. Wir sind im Alltag oft in einem Trott von vielen anstrengenden Aufgaben gefangen und vergessen dabei schnell, dass in uns eine ganz besondere Kraft steckt. Als das Glitzertattoo des Mannes fertig ist, spreche ich ihm noch einen Segen zu, der ihn und alle, die ihn hören, stärken soll:
„Du bist Gottes Ebenbild. Sieh den Glanz der Herrlichkeit Gottes an und in Dir! Gottes Glanz ist Dein Glanz. Sein Licht leuchtet durch Dich. Seine Kraft ist auch Deine Kraft. Gott segne Dich.“ „Amen“, flüstert der Mann gerührt und zieht glitzernd weiter…
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