SWR Kultur Wort zum Tag
Was soll ich nur wählen von diesem verlockenden Buffet mit lauter Vorspeisen? Ich möchte gerne von allem probieren, und lade mir den Teller voll. Aber dann ist so viel drauf, dass ich das Einzelne gar nicht mehr schmecken kann.
Diese Szene ist für mich wie ein Gleichnis für mein Leben.
Es gibt so viele Möglichkeiten für die Berufswahl oder welchen Lebensstil ich wähle. Mit welchen Menschen ich zusammen bin und wie ich meine Freizeit verbringe. Und das bedeutet: Ich stehe immer vor kleinen oder auch großen Entscheidungen. Aus dem Reichtum der Möglichkeiten wird die Qual der Wahl. Müsste ich nicht erst alles ausprobieren und erleben können, um zu wissen, wie mein Leben am besten glückt? Ich könnte ja sonst etwas verpassen. Da liegt es nahe, alles offenzulassen und mich erst gar nicht zu entscheiden.
Wenn's ums Entscheiden geht, war Jesus von Nazareth sehr klar. Von ihm stammt der Satz: „Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen, und alles andere wird euch dazu getan.“
Diese Empfehlung scheint überhaupt nicht in unsere Zeit zu passen. Schließlich geht es doch um mich und mein Leben, das ich genießen und auskosten möchte.
Jesu Lebensmaxime war da ganz anders. Für ihn war Gott das Wichtigste. Jesus war ganz durchdrungen von Gott und seiner Liebe. Vom Reich Gottes. Und er wollte die Menschen daran teilhaben lassen.
Die Aufforderung von Jesus hat es in sich, sie stellt mir die Frage: Was ist mir am wichtigsten? Nur mein eigenes Wohlergehen? Jesus öffnet mir die Augen für andere Menschen und dafür, wie reich das Leben wird, wenn wir es miteinander teilen. Durch ihn komme ich mit Gott in Berührung, mit seiner Liebe. Das befreit mich davon, nur um das zu kreisen, was ich mir wünsche und wie meine Befindlichkeiten sind. Und das kann mich auch von meiner Angst befreien, das Leben zu verpassen.
Das verschiebt meine Prioritäten und hilft mir, Entscheidungen zu treffen. Ich suche nicht mehr nach den vielen Häppchen – wie bei einem Buffet – sondern nach einem kraftvollen Lebensbrot. Wenn ich mich wirklich einlasse, etwa auf einen Menschen oder auf eine Aufgabe, dann schmecke ich von diesem Brot. Oder wenn ich mich für andere einsetze. Auf diesen Lebensgeschmack bringt mich Jesus mit seinem Satz:
„Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen, und alles andere wird euch dazu getan.“
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