SWR Kultur Wort zum Tag
Dieser eine politische Vorschlag hat mich richtig geärgert. Als unser Finanzminister die „Mütterrente“ kürzen wollte, um zu sparen. Vor zehn Jahren ist diese Rente eingeführt worden, um die Erziehungsarbeit von Müttern rentenrechtlich besser anzuerkennen. „Endlich!“, muss man sagen, und dazu haben auch katholische Familien- und Frauenverbände entscheidend beigetragen. So etwa der Katholische Deutsche Frauenbund.
Es geht um die Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden. Für sie hat es keine Krippenplätze ab einem Jahr gegeben, Kindergarten und Schule haben schon mittags zugemacht. Sie hatten also in der Regel keine andere Wahl, als ihre Kinder selber zu betreuen. Viele haben daher nur wenige Rentenansprüche, da sie selten in vollem Umfang berufstätig waren. Gleichzeitig tragen ihre inzwischen berufstätigen Kinder maßgeblich zu den Rentenzahlungen bei. Wenn diese Frauen finanziell auf sich allein gestellt sind, geraten sie oft in Altersarmut. Obwohl sie viel geleistet haben. Die Mütterrente ist zumindest ein kleiner Beitrag dagegen.
Natürlich gibt es auch Frauen, die über ihre Männer abgesichert sind und auskömmlich leben können. Doch das kann kein Argument sein. Denn es geht bei der Mütterrente auch um die Anerkennung der sogenannten Care-Arbeit – also der unbezahlten Sorgearbeit für Kinder, wie auch für alte und kranke Familienmitglieder, die vorwiegend von Frauen geleistet wird. Von dieser Arbeit profitiert letztlich die ganze Gesellschaft. Daher müssen auch die Mütter ihren gerechten Anteil erhalten.
Ist es heute besser geworden? Mit Elterngeld und dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem 1. Lebensjahr? Mit Vätermonaten und flexiblen Arbeitszeitmodellen? Sicherlich ist einiges dafür getan worden, die Vereinbarkeit von Familien- und beruflicher Arbeit zu verbessern. Doch die Wirklichkeit für viele junge Familien ist alles andere als rosig bei fehlenden Kitaplätzen und teuren Wohnungen. Und gleichzeitig wird von den Eltern erwartet, dass sie ihre Kinder quasi „nebenher“ großziehen und sie natürlich bestmöglich fördern. Das bringt viele Mütter und auch Väter an den Rand der Erschöpfung.
Deswegen braucht es gesellschaftliche Kräfte wie etwa den Katholischen Deutschen Frauenbund. Die vielen ehrenamtlichen Mitglieder werden nicht müde, sich dafür einzusetzen, dass die Leistungen, die Mütter und natürlich auch Väter für die Gesellschaft erbringen, gesehen und anerkannt werden. Auch finanziell. Damit diejenigen, die die nächste Generation großziehen oder, was auch ganz wichtig ist: die sich um alte Menschen kümmern - nicht das Nachsehen haben. Denn eine Gesellschaft kann auf Dauer nur bestehen, wenn sie auch für die gut sorgt, die für andere Sorge tragen.
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