SWR4 Abendgedanken
Es ist Konzert-Abend. Schon beim Ankommen spüre ich die festliche Stimmung. Schön angezogene Menschen strömen in die Festhalle. Sie sind voller Vorfreude. Ich warte noch auf eine Bekannte und schaue so lange dem Ankommen anderer Gäste zu. Alle freuen sich auf einen jungen Künstler, ein gutes Orchester und schöne Musik.
Diese besondere Vorfreude-Stimmung ist vermutlich immer ähnlich, egal ob Jazz-Abend, Mega-Event eines angesagten Schlagerstars oder Sinfoniekonzert. Musik ist immer Geschmacksache, da gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur: Gefällt sie? Macht sie Freude? Berührt sie das Herz? Nur darum geht es. Und immer schwingt vor dem Konzert die Vorfreude von Gleichgesinnten. Hier im Konzert ist es jetzt so: Man sieht sich und sucht seinen Platz. Ist ein bisschen aufgeregt. Blättert im Programmheft. Und dann beginnt die Musik.
Ich höre zu und schaue zu. In dem aktuellen Konzert habe ich gestaunt, wie jung die meisten Musiker sind! Das hat mir gefallen. Die Nachwuchskräfte sollen doch zeigen können, was sie draufhaben. Und wie international sie sind! Das ist herrlich. Vermutlich hat die Hälfte Migrationshintergrund. Auch das gefällt mir. Weil das bei Musik nur gut sein kann. Klassische Musiker studieren auf der halben Welt und kommen aus der halben Welt. Sie bringen viel Können von anderswo mit, und holen sich ihre Eindrücke von überall. Und dann ist ja auch noch die Musik, die sie spielen. Die kommt aus Deutschland, England und Italien, aus Frankreich und Amerika, einiges auch aus dem asiatischen Raum, und ja, auch von russischen Komponisten.
Musik kennt keine Grenzen. Ist das nicht wundervoll? Sie kann zu jedem sprechen. Musikhören braucht keine Sprachkenntnisse. Musik trifft einfach direkt ins Gefühl. Mitten rein. Sie erzählt von Trauer und Freude, von Aufregung und Geheimnissen – ich bin einfach selig in einem wunderbaren Bad von Klängen. Und so erlebe ich diesen Konzert-Abend als großes Geschenk an die Lebensfreude.
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