Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

21OKT2024
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Im Sommer waren wir in den Bergen – und haben eine kleine Tour von Hütte zu Hütte gemacht. Alles, was wir für die Zeit gebraucht haben, musste in den Rucksack – und der auf den Rücken.

Das Packen für so eine Tour ist echt eine Herausforderung, finde ich. Denn jedes Gramm mehr auf dem Rücken macht sich am Ende bemerkbar und kann das Bergvergnügen empfindlich trüben. Vor allem, wenn man, wie ich, keine Wahnsinns-Kondition mitbringt. Also gilt es ganz genau zu überlegen: Was muss zwingend mit – und was ist verzichtbar. Ein gutes Buch, ohne das ich sonst nie auf Reisen gehe, wird da zum Luxusgegenstand.

Gleichzeitig gefällt es mir aber auch, mit möglichst leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Weil es zeigt: Man kommt auch mit wenig klar.

Zurück aus den Bergen bin ich auf eine kleine Geschichte gestoßen, die gut dazu passt:

Da wird ein Wanderer in den Bergen von einem Gewitter überrascht. Völlig durchnässt sucht Zuflucht in einem Kloster. Die Mönche laden ihn ein, im Kloster zu übernachten, und der Wanderer nimmt die Einladung dankbar an. Interessiert schaut er sich ein wenig im Kloster um – und ist überrascht über die äußerst schlichte Einrichtung. „Wo habt ihr denn eure Möbel?“, fragt er schließlich einen der Mönche erstaunt. Der Mönch antwortet mit einer Gegenfrage: „Wo haben Sie denn Ihre?“. Der Gast schüttelt verständnislos den Kopf: „Wie meinen Sie das – ich bin ja nur auf der Durchreise!“. „Sehen Sie?“, antwortet der Mönch lächelnd. „Das sind wir auch!“

Nun, ganz so genügsam wie die Mönche bin ich vermutlich nicht. Aber nicht erst seit meiner Hüttentour frage ich mich schon immer mal wieder: Brauche ich wirklich so viele Sachen? Oder wäre vieles von dem, was bei uns zuhause rumliegt, nicht auch langfristig verzichtbar? Sicher, eine Wanderung in den Bergen dauert nur ein paar Tage. Und danach freue ich mich wieder auf meinen frisch gewaschenen Lieblingspulli und die Bücher auf meinem Nachttisch. Aber die Reise mit leichtem Gepäck wirft doch die Frage auf, ob es nicht entlastend wäre, auch sonst im Leben mit weniger Ballast unterwegs zu sein.

Denn darin hat der Mönch in der Geschichte ja recht: Eigentlich ist das ganze Leben so eine Art Reise – selbst wenn man immer am gleichen Ort lebt. Das Leben ist ein Weg, der einen Anfang hat und auch ein Ende. Letztlich sind wir auf unserer Welt alle nur auf der Durchreise. Und ja: mit leichtem Gepäck reist es sich besser.

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