Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
„Behalten Sie doch ihren Hammer, Sie Rüpel!“ Das sagt in dem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawik ein Mensch zu seinem Nachbarn. Er traut ihm nichts Gutes zu. Noch nicht einmal, dass er ihm etwas leiht. Alles fängt damit an, dass der Mensch einen Hammer braucht. Jetzt gerade unbedingt. Hat aber keinen. Darum trägt er sich mit dem Gedanken, zu seinem Nachbarn zu gehen, anzuklopfen und um einen Hammer zu bitten. Aber je länger er über den Nachbarn nachdenkt und versucht ihn einzuschätzen, umso eindeutiger kommt er zu dem Ergebnis: Dieser schräge Typ ist gewiss so unfreundlich und lässt ihn am Ende abblitzen mit seiner Bitte. Das macht ihn dann dermaßen ungehalten und zornig, dass er hinüberstürmt, den Nachbarn an die Tür klingelt und als der ahnungslos öffnet, ihm diesen Satz ins Gesicht brüllt: „Behalten Sie ihren Hammer, Sie Rüpel!“
So funktioniert Ausleihen aber nicht. Sich etwas gegenseitig zur Verfügung stellen, was dem jeweils anderen gerade fehlt, das setzt eben voraus, dass wir uns gegenseitig über den Weg trauen. Erwarten, dass da hinter der Tür ganz viel Hilfsbereitschaft und Verständnis wohnen. Denke ich über meinem Nachbarn aber das Gegenteil, unterstelle ich ihm Gehässigkeit und Selbstsucht, dann wächst in mir schon eine ganz bittere Feindseligkeit.
Jesus hat das ganz anders angepackt. Als er einmal seinen feierlichen Einzug in Jerusalem geplant hat, da hat er seine Leute losgeschickt, um einen Esel auszuborgen, weil er selber keinen besaß. Und er hat ihnen aufgetragen: „Geht in das Dorf, das vor Euch liegt. Da werdet ihr gleich eine Eselin angebunden finden. Bindet sie los und führt sie zu mir. Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer! Sogleich wird er sie euch überlassen.“ So einfach geht das, wenn´s geht. Das ist doch der Hammer!
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