Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Gut, wenn man sich was ausleihen kann. Niemand hat wirklich alles immer griffbereit, was gerade gebraucht wird. In der Zeit, in der wir unser Haus renoviert haben, stand ich dauernd vor einer Tür in der Nachbarschaft und habe nach Handwerkszeug oder Suppenlöffel gefragt. Und die Nachbarn haben mir diese kleinen Gefälligkeiten gerne getan. Wie schön ist das, wenn wir uns damit aushelfen und weiterbringen.
Jesus ist da auch ganz eifrig dabei, wenn es darum geht, sich was zu borgen. Im Ausleihen war er sogar von Anfang an ganz groß. Das hat schon bei seiner Geburt angefangen.
Sie erinnern sich bestimmt: Maria und Josef sind Hals über Kopf aufgebrochen nach Bethlehem, weil der damalige Kaiser Augustus gerne abzählen wollte, wie viele Untertanen er wirklich hat. Und da mussten alle zu ihrem Geburtsort, um sich registrieren zu lassen.
Für Josef und die schwangere Maria hat das eine mühsame Reise bedeutet. Und kaum angekommen, hat Maria ihr Kind zur Welt gebracht. Weil aber nirgends Platz war in einer Herberge, sind sie notgedrungen in einen Stall gegangen. Und dort hat Jesus hat sich eine Futterkrippe ausgeliehen. Sein erstes Bett war also geborgt. So hat seine „Leih mir was–Karriere“ begonnen. Und damit hat er diese Form der gegenseitigen Hilfsbereitschaft geadelt. Sich gegenseitig auszuhelfen mit dem, was fehlt, ist eine feine Form unseres menschlichen Miteinanders. Es ist einfach wunderbar, wenn sich Menschen gegenseitig nicht das vorenthalten, was sie gerade zum Leben brauchen.
„Gib dem, der dich bittet und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.“ ,hat Jesus später in seiner berühmten Bergpredigt gesagt. Klein angefangen damit hat er selbst schon mit seinem Krippenplatz. Wenn wir einander leihen, was gebraucht wird, dann ist heute schon wieder Weihnachten!
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