Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

14OKT2024
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Ich bin zurück. Meine Elternzeit ist vorbei und ich arbeite wieder. Es war eine gute Zeit mit den Kindern. Und ich liebe meine Kinder auch. Trotzdem war die Zeit sehr intensiv und anstrengend, weshalb ich mich jetzt auf eine Pause vom Windeln wechseln und den vielen Kinderthemen freue. Endlich mal wieder intensiv mit anderen Inhalten beschäftigen und wieder lange Gespräche am Stück mit Erwachsenen führen.  

Zu meinem Glück darf ich meine Arbeit mit einem großen Netzwerktreffen beginnen. Ich kann also gleich zu Beginn ganz viele Leute auf einmal treffen. Kollegen und Kooperationspartner, die ich jetzt lange nicht mehr gesehen habe. Das hat mir sehr gefehlt.

Auf der Fahrt zum Arbeitstreffen frage ich mich dann aber doch: Ist das nicht zu viel auf einmal? Bin ich schon wieder sozial verträglich beziehungsweise vertrage ich schon wieder so viel Kontakte? Was, wenn ich eine Pause brauche? Die kann ich mir doch nicht zugestehen, wenn ganz viele Menschen um mich herum sind, mit denen ich unbedingt reden möchte. Schließlich will ich die Zeit gut nutzen. Wie kann ich also gut nach mir selbst schauen, damit meine soziale Batterie nicht leerläuft?

Als ich mir das Programm des Treffens genau anschaue, entdecke ich, dass es dort einen Ruheraum gibt. Die Veranstalter haben extra einen Raum reserviert, in den man sich zurückziehen kann. Als hätten sie meine Gedanken gelesen. Das finde ich richtig gut!

Wenn mir im Alltag alles zu viel wird, dann ziehe ich mich gerne für eine halbe Stunde in eine Kirche oder Kapelle zurück. Da kann ich dann von dem Geschehen, das draußen vor den Türen stattfindet, richtig Abstand nehmen. Nicht umsonst sind die Kirchentüren groß und schwer, damit wirklich eine Schwelle spürbar ist. Dahinter stört nichts und niemand mehr. Ich kann da als ganzer Mensch eine Pause machen, mich im Kopf, aber auch emotional sortieren. Nicht damit ich nachher wieder funktioniere, sondern damit einfach mal sacken kann, was mich grad so beschäftigt. Kirchen sind da wunderbare Ruheorte.

Bei meinem Arbeitstreffen gibt es keine Kirche. Umso dankbarer bin ich, dass es einen Ruheraum gibt. Damit setzten die Veranstalter ein wichtiges Zeichen. Sie signalisieren, dass es okay ist, vielleicht sogar auch, dass es wichtig ist, wenn man sich für ein paar Minuten zurückziehen möchte. Pausen bei der Arbeit sind wichtig. Und eine gute Pause ist auch für mein Innerstes da. Einfach um kurz reinzuhören, was da los ist.

Für mich ist dieser Ruheraum ein guter Impuls. Und ich denke, es würde sich lohnen, darüber nachzudenken an Arbeitsplätzen kleine symbolische Ruhe-Kapellen einzurichten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40826
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