SWR3 Gedanken
Das Wort „Respektsperson“, das kenne ich noch gut. In meiner Kindheit waren das zum Beispiel Leute wie der Bürgermeister, die Lehrerin, der Polizeibeamte und natürlich der Herr Pfarrer. Und wie das Wort schon sagt. Es waren Menschen, denen man mit besonderem Respekt begegnet ist. Lang ist’s her. Heute klingt das Wort irgendwie Old-School. Zum einen ist das gut so. Bloß weil jemand Ärztin oder Polizistin ist, Pfarrer oder Lehrer, muss niemand in Ehrfurcht erstarren. Da hat sich doch vieles verändert. Ist entspannter, lockerer geworden.
Auf der anderen Seite aber ist auch etwas verloren gegangen. Denn immer öfter schlägt dieses Lockere heute in völlige Respektlosigkeit um. Nicht nur, aber sehr oft gegenüber Menschen, die eine Funktion in der Gesellschaft haben. Polizistinnen oder Zugbegleiter etwa. Rettungssanitäterinnen oder Politiker. Und besonders schlimm erleben das oft die Frauen. Sowas ist einfach komplett daneben.
Dass wir uns heute viel öfter auf Augenhöhe begegnen finde ich gut. Aber ein Freibrief, sich wie Rumpelstilzchen aufzuführen, ist das nicht. Wer rumpoltert und -pöbelt macht sich letztlich selbst zum Hanswurst. Und sein Gegenüber damit ungewollt eben doch zur Respektsperson. Dabei könnte es so einfach sein. Ich möchte selbst auch von jeder und jedem höflich und respektvoll behandelt werden. Genau das schulde ich aber auch dem anderen. Die Regel dahinter ist schon uralt - aber immer noch topaktuell: So, wie du selbst behandelt werden willst, so geh auch mit anderen um. Eigentlich gar nicht so schwer.
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