Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es ist erstaunlich: Da findet sich unter den 10 Geboten eins, dass zum Pausemachen auffordert. Ein Gebot, mindestens zweieinhalbtausend Jahre alt, das geradezu befiehlt: legt 1x in der Woche den Stift oder den Hammer aus der Hand und fahrt den PC runter. Und ruht euch aus! Damals hat noch keiner etwas von unserer modernen Dienstleistungsgesellschaft gewusst. Daß viele Sonntags arbeiten müssen. Und daß andere ohnehin viel zuviel Ruhe haben, weil sie arbeitslos sind oder im Ruhe-Stand.
Die Bibel erzählt, dass Gott intensiv an der Schöpfung gearbeitet hat und sie erzählt, dass Gott ausgeruht habe nach dieser Arbeit und dass auch die Menschen regelmäßig ausruhen sollen. „Sechs Tage kannst du schaffen, aber am siebenten Tage sollst du aufhören!“ (Exodus 34,21), heißt es im 2.Mosesbuch.
Schon früh hat das Volk Israel also einen Tag in der Woche festgelegt als Ruhetag für alle: den Sabbat. Es wurde ein wichtiges Gebot, diesen Sabbat zu halten. Einer der Gründe dafür liegt in der Geschichte Israels. Die Israeliten lebten lange Zeit in Ägypten, und wurden von den Ägyptern unterdrückt. Gott, so der Glaube der Bibel, hat sie aus dieser Unterdrückung befreit. Die regelmäßige Ruhe von der Arbeit soll sie immer wieder daran erinnern und die Freiheit fühlen lassen.. Außerdem sollen sie einfach immer wieder mit ihrer Arbeit aufhören. Pause machen. Und so merken und zeigen: es hängt nicht alles von uns ab. Uns hängt nicht ständig die Zunge aus dem Hals, sondern wir dürfen auch schlicht: leben. Einen freien Tag zu genießen, bedeutete gleichzeitig, Gott zu ehren, ihm dankbar zu sein und zu vertrauen. Schließlich kommt der Ruhetag allen zugute: Menschen und Tieren. „Sechs Tage sollst du dein Werk tun, aber am siebenten Tage sollst du aufhören, damit dein Rind und dein Esel Ruhe haben und deiner Sklavin Sohn und der Fremdling aufatmen können.“ (Exodus 23,12) So steht es im Sabbatgebot.
Arbeit gehört zum Menschen, sie verbindet ihn mit Gott, dem Schöpfer. Ruhe gehört zum Menschen, auch sie verbindet ihn mit Gott, denn am 7. Tag der Schöpfung hat Gott geruht. Und so wie es da steht in der Bibel, heißt das: jeder Mensch sollte von beidem haben dürfen im Laufe des Lebens. Die Erfahrung: Ich bringe etwas hervor. Ich schaffe meinen Lebensunterhalt. Und die Erfahrung: ich darf da sein, unabhängig von meiner Leistung. Ich bin wertvoll, weil ich ein Mensch bin.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4079
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