SWR1 Anstöße sonn- und feiertags
„Donnert der Michel, viel Arbeit die Sichel.“ Das ist ein Bauernspruch zum heutigen Tag. Er will sagen: Wenn es heute am Tag des Erzengels Michael donnert, dann muss man schnell die Ernte einholen – „viel Arbeit die Sichel“.
Das Donnern scheint dem Heiligen Michael zu liegen, denn auf den meisten Darstellungen wird er kriegerisch mit Lanze, Schwert und Schild dargestellt. Und meist kämpft er gegen einen Drachen, der Symbolfigur des Teufels. Auf seinem Schild steht oft sein Name bzw. dessen Übersetzung: Wer ist wie Gott? Das bedeutet nämlich der hebräische Name Michael. Ein bisschen freier übersetzt könnte man auch sagen: Wer bildet sich ein, Gott gleich sein zu wollen? Das hat mit einer biblischen Geschichte zu tun. In der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, wird der ewige Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen in eine Erzählung gekleidet. Die Geschichte vom Kampf im Himmel, wo der Teufel, das Böse in Person, Engel um sich schart und gegen Gott kämpft. Denn er will selbst Gott sein. Aber Michael steht auf der Seite Gottes und besiegt den Teufel. Es kommt zum so genannten Engelsturz. Der Teufel und die Engel, die auf seiner Seite standen, werden vom Himmel verbannt und stürzen auf die Erde.
Neben diesem donnernden, kriegerischen Michael gibt es in der Tradition noch die Darstellungen von ihm mit einer Waage in den Händen. Denn im Volksglauben ist er derjenige, der Buch führt über die guten und bösen Taten des Menschen und er wiegt sie dann am Jüngsten Tag gegeneinander ab. Überwiegen die guten Taten, dann geleitet er den Menschen ins Paradies, neigt sich die Waage aber zum Bösen hin, ist die Hölle angesagt. Heute tun wir uns schwer mit dem „Jüngsten Gericht“, mit Himmel und Hölle und überhaupt mit einem Leben nach dem Tod, ich auch manchmal. Aber den Glauben, dass es einen Ort gibt, wo die Gerechtigkeit erfahren, die auf der Erde Unrecht erlitten haben, wo es einen Ausgleich gibt zwischen Tätern und Opfern, diesen Gedanken möchte ich nicht einfach fallen lassen.
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