Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Wenn ich als kirchlicher Mitarbeiter von Umweltschutz rede, dann gibt es immer wieder Leute, die tun das ab. Sie behaupten, das sei nur ein Thema für Grüne und Umweltschützer. Ich finde aber, Umweltschutz ist ein Thema für alle und ganz besonders für Christen. Für mich hört meine Religion nicht an der Kirchentür auf - im Gegenteil: da fängt sie erst richtig an. Gott ist ja auch nicht nur in der Kirche zu finden, sondern überall.
Darum geht es auch in einer kurzen Geschichte. Sie handelt von einem Forscher, der mit einem Einheimischen eine arabische Wüste durchquert. Als die Sonne untergeht breitet der Araber einen Teppich auf dem Boden aus und betet. Der Forscher fragt: „Was machen Sie da?“ Der Araber antwortet: „Ich bete zu Gott.“ Der Forscher bohrt weiter: „Haben Sie diesen Gott denn jemals gesehen oder betastet oder befühlt?“ Der Araber: „Nein“. Der Forscher schüttelt den Kopf: „Wie können Sie dann nur an ihn glauben?“
Am nächsten Morgen schaut der Forscher aus seinem Zelt und sagt: „Aha, hier ist heute Nacht ein Kamel gewesen!“ Sein Begleiter fragt: „Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie das Kamel gesehen oder betastet oder befühlt?“´ Der Forscher: „Nein, aber man sieht doch rings um das Zelt die breiten Fußspuren!“ Der Araber muss schmunzeln und weist zum Horizont. Dort geht gerade die Sonne in all ihrer Pracht auf. Dann sagt er: „Schauen Sie nur: dort ist die Fußspur von Gott.“
Wie Recht der Araber doch hat: Gott selbst kann ich zwar nicht sehen, aber wie großartig muss er sein, wenn ich mir anschaue, was er alles geschaffen hat: Die Sonne, das Weltall, unsere Erde und wie alles zusammenwirkt. Die vielen tollen Landschaften, Pflanzen und Tiere. Und auch zu was wir Menschen inzwischen fähig sind.
Das alles sind für mich Spuren Gottes. Auf die möchte die so genannte „Schöpfungszeit“ aufmerksam machen. Sie dauert vier Wochen, von Anfang September bis Anfang Oktober und wird in der evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirche gefeiert. Die christlichen Kirchen möchten die „Schöpfungszeit“ so bekannt machen, wie z.B. die Fastenzeit oder den Advent. Ich zweifle, ob das gelingen wird, aber ich hoffe es. Man kann gar nicht genug Werbung dafür machen, aufmerksam zu werden für alles, was die Natur uns bietet. Und dafür, dass die Welt mit ihrem ganzen Reichtum noch möglichst lange erhalten bleibt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40758