Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

30SEP2024
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Was ist wichtiger - Geld oder Liebe? Diese Frage hat mich im Sommer in St. Tropez eingeholt, wo ich mit VW-Bus und Familie unterwegs war.

Wir hatten unsere Handtücher zufällig in der Nähe eines ziemlich exklusiven Beach-Clubs ausgelegt. Und während meine Frau ein Buch liest, und die Kinder im Meer nach Steinen tauchen, beobachte ich, wie immer wieder ein paar Leute mit einem motorisierten Schlauchboot von ihren Luxusyachten abgeholt werden und am Steg des Beach-Clubs an Land gehen. Dort trinken sie einen Aperol, essen zu Mittag oder fläzen sich in eine Lounge mit Sonnenschirm. Die kostet in der ersten Reihe 150,- pro Person - das hat meine Frau rausgekriegt. „Kein schlechtes Leben“, denke ich und stelle mir vor, was ich mir alles leisten würde, wenn ich so viel Geld hätte. Geld macht sicher vieles einfacher. Das merkt man vor allem, wenn es knapp ist.

Und dann beobachte ich noch eine Szene, ein paar Handtücher weiter. Da liegen zwei junge, frisch Verliebte am Strand. Sie sind offenbar sehr glücklich. Haben nichts als ein Handtuch und eine Wasserflasche dabei. Sie leben sprichwörtlich von Luft und Liebe - wie ein Gegenentwurf zu den Leuten im Beach-Club. Und sie scheinen nicht unglücklicher zu sein – im Gegenteil. Echte Liebe ist doch eigentlich das höchste der Gefühle. Und ich meine jetzt nicht nur die Liebe zu einer Partnerin, sondern auch zu den Eltern oder zu den eigenen Kindern. Für manche ist auch die Liebe zu Gott etwas ganz Großes.

Später laufen wir am Hafen von St. Tropez entlang. Die haushohen Luxusyachten dort sprengen jeden Rahmen, nicht nur finanziell, denn teilweise verdecken sie sogar die Sicht auf die Stadt. Aber dann entdeckt meine Frau eine Skulptur aus Metall. Ein Männchen, das knapp überm Boden schwebt. In der linken Hand einen schweren Geldsack, der es zu Boden zieht. Und in der Rechten ein Luftballon-Herz, das nach oben zieht. „Geld oder Liebe?“, scheint es zu fragen. Geld kann runterziehen, Liebe nach oben. Während ich die Skulptur betrachte, denke ich: Die passt gut hier her. Denn gerade wer viel Geld hat, sollte ab und zu überlegen, wie wichtig man es nimmt, ob es mich regiert, ob es mich gierig oder oberflächlich macht - runterzieht. Und wer nicht so viel davon hat, darf sich immer wieder bewusst machen, welch wunderbares Geschenk doch die Liebe ist. 

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