SWR3 Gedanken
Rike hört zu. Sie hört gerne zu. Und es gibt immer wieder Situationen, da sind Menschen, Freunde, Bekannte, sehr dankbar, dass sie da ist und ihnen zuhört.
Und Rike hört nicht nur zu, sie fragt auch oft nach, weil: Sie will wirklich wissen, wie es einem geht. Hab ich auch schon erfahren, als ich mal Hilfe brauchte. Es ist außerdem ihre Form der Nächstenliebe. Sie backt keine Kuchen, sie kann keine Pullover stricken, sie verschenkt keine selbstgemachte Marmelade, aber sie kann zuhören und fragt nach.
Aber manchmal kann sie auch nicht mehr. Dann muss sie Pausen machen. Dann kann sie nicht mehr zuhören und bleibt lieber für sich allein. Das ist ihre Art der Selbstliebe. Dafür braucht sie keinen Tag im Wellnessbad. Sie braucht dann einfach Ruhe. Sie macht dann nichts und will auch niemanden sehen. Manchmal wirkt das abweisend, aber Rike sagt, sie muss auf sich selbst aufpassen. Auch ein Ohr, das gerne zuhört, ist manchmal überlastet. Es hat sogar schon mal ziemlich gepfiffen. Tinnitus, hat der Arzt gesagt. Ist zum Glück wieder weggegangen.
Rike sagt, sie glaubt an Gott. Es gibt Zeiten, da macht der Glaube es ihr leichter zuzuhören und nachzufragen. Dann hat sie das Gefühl genau auf dem richtigen Weg zu sein und sie weiß für sich ganz genau: Das ist mein Talent, das mir Gott gegeben hat und ich darf das einsetzen. Das motiviert sie dann, sogar noch besser zu werden. Sie meditiert regelmäßig. Dabei versucht sie nicht zu hören, nicht zu denken und ihr Herz weit zu halten. Sie sagt, sie stellt sich dann vor, dass Gott ganz lange und ganz genau in sie hinein hört. Das tut ihr gut.
Ich höre gerne zu, wenn Rike von ihrem Glauben und Gott erzählt. Und weil das so interessant ist, frage ich auch nach. Ihr Zuhören ist irgendwie ansteckend. Und ihr Glaube auch.
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