SWR3 Gedanken
Kommt ja nicht so oft vor, wenn’s ums Bahn fahren geht, aber neulich hätte ich mir gewünscht, dass mein Zug Verspätung hat.
Es ist der erste Arbeitstag nach der Sommerpause und ich stehe extra früh auf, damit ich motiviert in die erste Arbeitswoche starten kann. Zeit genug, um mich fertig zu machen und sogar noch einen Kaffee zu trinken. Mit dem letzten Schluck checke ich, ob mein Zug auch pünktlich ist. Alles passt. Doch kurz bevor ich das Haus verlasse, kommt Panik auf. Mist, wo ist mein Büroschlüssel? Wie wild durchsuche ich alle Schubladen, Regale und Jackentaschen. Erst nach ein paar Minuten finde ich ihn.
Also nichts wie los zum Bahnhof. Doch ich sehe meinen Zug ohne mich abfahren. „Der hätte ruhig ein paar Minuten Verspätung haben können“, ärgere ich mich. Meine Motivation ist erstmal dahin und ich würde am liebsten wieder nach Hause fahren. Aber ich will mich nicht unnötig aufregen. Also gehe ich zum Bäcker, kaufe mir etwas und schnaufe erstmal durch. Mit dem ersten Biss in mein Käsebrötchen kommt die gute Laune langsam zurück und ich denke mir: Das Leben ist zu schade, um sich über solche Kleinigkeiten aufzuregen. Das klappt natürlich nicht immer, aber wenn, dann bin ich echt dankbar, dass ich aus den schlechten Momenten trotzdem etwas Gutes zu ziehen kann.
Ab jetzt will ich mich nicht mehr so schnell ärgern, wenn mein Zug mal wieder fünf Minuten Verspätung hat. Denn bestimmt ist irgendwo jemand zu spät dran und freut sich, dass er seinen Zug noch erwischt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40719