SWR4 Abendgedanken
Menschen freundlich und einladend zu begegnen, funktioniert besser, als ihnen etwas zu verbieten. Das kam mir in den Sinn, als ich neulich in einem Konzert gewesen bin. Mit einem Schmunzeln hat die Gastgeberin zur Begrüßung diesen Satz gesagt:
„Bitte vergessen Sie nach dem Konzert nicht, Ihr Smartphone wieder einzuschalten.“
Eine pfiffige und freundliche Idee, finde ich. Anstatt von oben herab anzuordnen: „Schalten Sie unbedingt Ihr Handy aus!“, hat sie die Botschaft umgedreht: Schalten Sie Ihr Handy nach dem Konzert wieder ein!
Ich denke mir: Diese freundliche Erinnerung funktioniert. Die Gastgeberin lässt durchklingen, dass es ihr auch passieren könnte, dass sie ihr Handy vergisst. Aus einem Verbot wird eine Erinnerung. Jedem kann das mal passieren, dass er nicht daran denkt, das Handy auszuschalten. Diese pfiffige Art der Ansprache schafft eine Atmosphäre des Miteinanders. Mir hat das jedenfalls gut gefallen. Und ich habe gleich noch mal kontrolliert, dass mein Handy auch wirklich aus ist.
Die Bibel erzählt, dass Jesus auch solch eine einladende Haltung gehabt hat. Er hat sich ja mit voller Absicht unter die Menschen gemischt. Er wollte wissen, wie es ihnen geht und wie ihr Alltag aussieht, damit er nicht an ihnen vorbeiredet.
Wenn er von Gottes Geboten und den Regeln für ein gutes Leben gesprochen hat, dann war das immer einladend und ermutigend. Er hat den Menschen die Möglichkeit gegeben, sich zu verändern. In seiner berühmten Rede, der Bergpredigt, geht er noch einen Schritt weiter. Er zeigt den Menschen, dass sie mit einer ganz bestimmten Haltung sehr glücklich sein werden: „Glückselig sind die Barmherzigen. Sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matth 5, 7) sagt er.
Wie gut es tut, dass Jesus die Menschen nicht von oben herab behandelt. Daran habe ich mich im Konzert erinnert, als ich so freundlich und pfiffig erinnert worden bin, doch mein Handy auszuschalten und erst nach dem Konzert wieder zu aktivieren.
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