Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Heute ist »Matthäi am Letzten«. Denn heute, am 21. September, wird in den katholischen Kirchen an Matthäus gedacht. Matthäus, das ist einer der zwölf Freunde Jesu, ein Apostel. Manche behaupten auch: Der hat das Matthäusevangelium geschrieben. Lässt sich aber nicht beweisen.
Auf diesen Matthäus geht die Redewendung von »Matthäi am Letzten« zurück. Eine altertümliche Floskel. Aber die hats in sich. Zwei Erklärungen habe ich gefunden.
Matthäus war ein Steuereintreiber. In Zeiten ohne Finanzamt sorgten die dafür, dass jeder seine Steuern bezahlt und die Staatskasse gefüllt wird. Die Redewendung »Matthäi am Letzten« meint dann, dass jemand kein Geld mehr hat. Die Taschen leer sind. So in etwa, wie wenn man am 21. schon kein Geld mehr hat für den Rest des Monats. Matthäi am Letzten.
Eine andere Bedeutung findet sich bei Martin Luther. Der scheibt in seinem Katechismus von »Matthäi am Letzten«. Luther bezieht sich dabei auf die letzten Zeilen des Matthäusevangeliums. Dort verspricht Jesus: „Seid euch sicher: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt, 28, 20) Und dieses Ende wird nun im Volksmund im persönlichen Sinn gedeutet. »Matthäi am Letzten«, das heißt, da ist das Ende erreicht. Da ist jemand mit seiner Weisheit am Ende. Da gibt es keinen Ausweg mehr.
»Matthäi am Letzten«: Dieser Satz lässt sich auch ganz anders verstehen. Denn ich weiß genau: Das Ende aller Tage, das erreiche ich erst an meinem Lebensende. Vorher kommt immer ein nächster Tag. Ein neuer Morgen. Selbst, wenn ich scheinbar am Ende meiner Möglichkeiten angekommen bin. Und wenn dann jemand sagt: „Ich bin bei dir“ oder „Komm, lass uns einen Ausweg suchen“, oder „Ich bin für dich da“, dann ist Matthäi eben nicht am Letzten, sondern nur am Vorletzten. Und umgekehrt kann »Matthäi am Letzten« dann auch heißen: Ich kann so ein Mensch für andere sein. Kann dafür sorgen, dass jemand nicht am Ende ist. Kann ihm beistehen.
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