SWR Kultur Zum jüdischen Feiertag

15OKT2024
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LAUBHÜTTENFEST DER ISRAELITEN (SUKKOT) 

Wir beginnen unsere Sendung zum Laubhüttenfest mit einem Loblied auf Jerusalem. Kantor Mosche Stern trägt dieses Psalmlied, aus dem Psalm 122. vor:  Samachti beomrim li.  Die Übersetzung lautet: „Ich freue mich, da man so zu mir sprach:  In Sein Haus lasst uns gehen!  Unsere Füße, sie stehen in deinen Toren, Jerusalem, auferbaut du – eine Stadt, so in sich verfugt, dass dorthin gezogen die Stämme, Seine Stämme; zu zeugen für Jisrael, Seinem Namen Dank zu erstatten! 

Aus dem hebräischen Urtext wurde dieser Psalm von dem Canstatter Dichter Leopold Marx übersetzt.  Diese Verse beschreiben die Freude der israelitischen Pilger, die in den alten Zeiten zum Laubhütten-Fest nach Jerusalem wanderten, um ihre Opfergaben im Tempel darbringen zu lassen.

Musik.  CD. „Kol Haneschama “(„The Voice of the Soul “); MSCD 1006; Interpret: Mosche Stern; Komponist; traditionell;

 

Sukkot, auch bekannt als Laubhüttenfest, ist das dritte unserer Pilgerfeste und erinnert an die 40-jährige Wanderung der Israeliten durch die Wüste, nachdem sie aus Ägypten ausgezogen waren. Während dieser Zeit lebten sie in provisorischen Unterkünften oder Sukkot, die unsere eigene Abhängigkeit von G-ttes Schutz und Versorgung symbolisieren. Die Sukka, steht für die Zerbrechlichkeit des Lebens und unser Vertrauen auf den Allmächtigen.

Im dritten Buch Mose, lesen wir (23:42-43): "Sieben Tage lang sollt ihr in Hütten wohnen. Alle Einheimischen Israels sollen in Zelten wohnen, damit eure zukünftigen Generationen wissen, dass Ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, als Ich sie aus Ägypten herausführte. Ich bin der Herr, euer G-tt“.

Dieser Abschnitt erinnert uns an die Treue des Herrn und daran, wie wichtig es ist, sich an unsere bescheidenen Anfänge als Volk zu erinnern. Es ist ein Aufruf zur Demut und zur Dankbarkeit für die Segnungen, die wir jeden Tag erhalten. Sukkot ist auch als „Seman Simchateinu“, die Zeit unserer Freude, bekannt. Im Gegensatz zu anderen Feiertagen, die einen eher düsteren Ton haben können, ist Sukkot von Freude und Feierlichkeit geprägt. Wir werden ermutigt, uns über die reiche Ernte des Heiligen Landes und die Güte G-ttes zu freuen. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Sukkot ist das Schwingen mit den vier Pflanzenarten, auf Hebräisch „Arba Minim“. Diese sind: Etrog, der Paradiesapfel. Er ähnelt einer Zitrone und hat einen ausgeprägten Duft.

Lulaw,  die Palme ist der Mitteldorn eines Palmzweiges.

Hadas sind drei Zweige der Myrte mit drei Blättern, die an jedem Knoten wachsen.

Und die Arawa, das sind Zweige der Bachweide, die weniger haltbar sind.

Diese vier Arten werden bei einer besonderen Zeremonie verwendet und während des Festes gemeinsam in einer Prozession, auf Hebräisch Hakafot, um die Synagoge herumgetragen. Das Schwenken der Arba Minim symbolisiert die Einheit und Vielfalt des jüdischen Volkes und ehrt die Gegenwart G-ttes in allen Richtungen.

 

Und nun hören Sie ein Psalmlied aus den Lobpsalmen des Festes: Zeh Hajom. (Ps. 118: 29) „Diesen Tag schuf (für uns) der Herr; jubeln wir und freuen wir uns an ihm.“  - Es singt Kantor David Werdyger.

Musik. CD. „Skulaner Chassidic Nigunim I.; Interpret: D. Werdyger; Komponist; D. Werdyger;

 

Das wichtigste Ritual im Zusammenhang mit den Arba Minim ist der Segen, der an jedem Tag von Sukkot, mit Ausnahme des Schabbats, über sie gesprochen wird. Dieser Brauch basiert auf dem biblischen Gebot aus dem dritten Buch Mose (23:40), das den Israeliten befiehlt: „Nehmt für euch am ersten Tag die Frucht eines herrlichen Baumes, gemeint ist der Paradiesapfel (Etrog), Palmzweige (Lulaw), Zweige von Laubbäumen (Hadas) und von den Weiden des Baches (Arawa), und ihr sollt sieben Tage lang fröhlich sein vor dem Herrn, eurem G-tt“.

Die vier Arten lehren uns etwas über Einheit und Vielfalt. So wie jede Pflanze für die Erfüllung des Gebots wichtig ist, ist jedes Individuum in den Augen G-ttes wertvoll. Dieses Ritual erinnert uns daran, unsere Unterschiede zu akzeptieren und in Harmonie zusammen zu leben.

"Freut euch an eurem Fest - ihr, eure Söhne und eure Töchter, eure Knechte und eure Mägde, die Leviten, die Fremden, die Waisen und die Witwen, die in euren Städten wohnen. Sieben Tage lang sollst du das Fest des Herrn, deines G-ttes, feiern an dem Ort, den der Herr erwählen wird. Denn der Herr, dein G-tt, wird dich segnen in all deiner Ernte und in all der Arbeit deiner Hände, und deine Freude wird vollkommen sein“. ( 5 B.M.16:14-15) Dieses Gebot, sich zu freuen, unterstreicht die Universalität des Festes, das allen Menschen, Freude bringt. Es erinnert uns daran, dass wahres Glück in der Gemeinschaft und in gemeinsamen Erfahrungen zu finden ist. Während Sukkot wird uns befohlen, in der Sukka zu leben, einer temporären Hütte, die den Elementen ausgesetzt ist. Diese Praxis erinnert uns eindringlich an die Vergänglichkeit des Lebens und an unser Vertrauen in den g-ttlichen Schutz. In Psalm 91 (1-2) heißt es: „Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt, ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich werde vom Herrn sagen: 'Er ist meine Zuflucht und meine Burg, mein G-tt, auf den ich vertraue'“.

Das Verweilen in der Laubhütte ermutigt uns, unsere Komfortzone zu verlassen, die Einfachheit des Lebens zu schätzen und Sicherheit in der Gegenwart G-ttes und nicht in materiellen Besitztümern zu finden.

Während wir Sukkot in der heutigen Welt feiern, sollten wir darüber nachdenken, wie die Lehren dieses Festes auf unser modernes Leben angewendet werden können. In einer Zeit, in der sich viele darauf konzentrieren, immer mehr Dinge zu erwerben, ruft Sukkot uns dazu auf, dankbar für das zu sein, was wir haben, und in der Einfachheit zufrieden zu sein. Es fordert uns auf, stärkere Gemeinschaften aufzubauen und Menschen in Not zu unterstützen.

Wenn wir uns in unseren Synagogen versammeln, um das fröhliche Sukkot-Fest zu feiern, sollten wir uns die Lehren dieses Festes in Erinnerung rufen: Dankbarkeit für G-ttes Fürsorge, Freude über unsere Segnungen, Einheit in der Vielfalt und Vertrauen auf den g-ttlichen Schutz.

 

Zum Abschluss unserer Sendung hören Sie  einen Abschnitt aus der Festliturgie:  Wekarew Pesurenu.  Auf Deutsch:  Bringe, O Herr, unsere Zerstreuten aus der Mitte der Völker zurück.  Und unsere Zersprengten sammle von den Enden der Erde wieder ein.  Hole sie erneut nach Zion heim, in Deine Stadt Jerusalem, in Freude.  Es singt Jehoram Gaon.

Musik. CD. „Neschama“; Niv. Records; 03-459957; Interpret: Jehoram Gaon; Komponist; Traditionell;

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40670
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