SWR Kultur Wort zum Tag

16SEP2024
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Für zweieinhalb Wochen ist die Welt stehen geblieben. Es war magisch. So hat es sinngemäß der Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele bei der Abschlussfeier formuliert. Ich war selbst auch für ein paar Tage in Paris. Und ich muss sagen: genauso habe ich es auch empfunden: Als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Der Alltag, was war und was kommt, war in diesen Tagen von Paris unwichtig. Die Olympischen Spiele haben mich in ihren Bann gezogen. Und viele andere haben mir das auch erzählt.

Natürlich weiß ich, dass es an der Ausrichtung der Olympischen Spiele auch vieles zu kritisieren gibt: hohe Kosten, Doping, Profitgier…

Aber selbst das konnte mir die Zeit in Paris nicht vermiesen. Denn die Stimmung war einfach super. Ich bin dort nur netten Menschen begegnet: freundlichen Polizisten, fröhlichen Zuschauerinnen aus der ganzen Welt, hilfsbereiten Volunteers. Ein Reporter der Süddeutschen Zeitung hat es, finde ich, sehr zutreffend zusammengefasst: „Bei Olympia konnte man – sämtliche Störgeräusche wie immer im Sinn – das Gefühl haben, dass die Menschen trotz allem auch dafür geschaffen sind, sich friedlich zu versammeln.“

Fast schon eine biblische Einlassung. Denn das ist der Kern des christlichen Menschenbildes: Dass die Menschen für ein friedliches Miteinander geschaffen sind, zur Gemeinschaft mit anderen und zur Gemeinschaft mit Gott.

Leider lässt uns das, was auf der Welt passiert, ja oft daran zweifeln. Und ganz gewiss sollte man die Bedeutung der Olympischen Spiele an dieser Stelle auch nicht überhöhen. Sie beenden keine Kriege und sorgen nicht dafür, dass plötzlich alles gut ist auf der Welt.

Auch mich hat der Alltag in der Zwischenzeit wieder. Vieles, was mich seit langem nervt, hat sich nicht einfach in Wohlgefallen aufgelöst.

Und trotzdem, finde ich, bleibt etwas von Olympia. Nämlich genau diese Erfahrung, die Menschen vor Ort, aber auch aus der Ferne gemacht haben: Dass ein friedliches Miteinander von Menschen, Religionen und Nationen möglich ist. Auch wenn sich dadurch nicht gleich alles zum Guten wendet, tut es einfach gut, einmal zu erfahren, wie es sein könnte. Dass ein völlig unbeschwertes Leben möglich ist. Dass sich ganz Verschiedene friedlich versammeln können. In mir zumindest hat es die Hoffnung gestärkt, dass sich Dinge zum Guten verändern lassen.

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