SWR4 Abendgedanken
„Was bleibt?“ Das ist der Titel einer Ausstellung, die heute in Speyer eröffnet wurde. Mich hat der Titel neugierig gemacht. Denn es geht bei dieser Ausstellung um mich, um mein Leben, um das, was von mir bleibt.
Ich werde nicht ewig leben, sondern irgendwann einmal sterben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Nur weiß ich nicht, wann es passieren wird, wann ich nicht mehr da sein werde.
Ich bin froh, dass ich das nicht weiß. Aber gleichzeitig frage ich mich natürlich schon: Was bleibt eigentlich von mir, von meinem Leben, wenn ich dann nicht mehr da bin? Und das beschäftigt mich.
„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Das ist ein Ratschlag aus der Bibel, aus Psalm 90. Ein guter Ratschlag. Nicht zu ignorieren, dass ich sterben muss. Aber auch zu merken: Ich kann nicht alles regeln, ich kann meinem Leben nicht selbst Sinn geben. Ich kann nicht alles hamstern und horten und tun und machen. Es vergeht doch irgendwann. Ich muss es loslassen und hergeben. Weil ich sterblich bin. Und klug zu werden bedeutet schlicht und einfach: Ich muss mein Tun nicht überbewerten. Es liegt nicht alles in meiner Hand.
Dann kann ich klug leben. Meine Zeit steht in Gottes Hand. Das befreit mich von meinem Denken, ich müsse immer alles sofort tun, alles gleich erledigen. Es macht mich freier, nicht so verbissen an die Dinge ran zu gehen und es ab und an auch mal gelassener zu sehen. Ich muss es nicht allen recht machen und vor allem nicht sofort. Das ist klug zu leben angesichts der eigenen Endlichkeit.
Und dann auch gelassen an die Frage ranzugehen, was eigentlich bleibt. Denn es bleibt ja doch einiges: Die Erinnerungen an das, was ich mit anderen unternommen habe, was wir erlebt haben, welche Späße ich gemacht habe, was ich gearbeitet habe. Darüber wird dann meine Familie erzählen, daran werden sich meine Freunde erinnern. Es bleiben meine alten Fotoalben, die hoffentlich dann noch angeschaut werden, es bleibt mein Lieblings-T-Shirt und mein Lieblingsbuch. Es bleibt einiges von. Aber vielmehr wünsche ich mir, dass ich angesichts meiner Endlichkeit schon jetzt so leben, dass es klug ist.
Und so nutze ich nun den Abend und schaue, was vom Tag bleibt: eine schöne Begegnung, ein gutes Gespräch und später ein Glas Wein auf der Terrasse.
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