SWR4 Abendgedanken
„Haben wir etwas zu essen dabei? Wir haben Hunger.“ Meine Kinder haben mich fragend angeschaut. „Nein“, so musste ich gestehen, „ich hab‘s vergessen!“ Mir war das richtig unangenehm. Wie konnte ich denn so etwas Wesentliches vergessen. In der Ferienwohnung hatte ich doch für den Ausflug an den Strand extra alles zusammengestellt.
„Nicht schlimm, Mama“, hat mein Großer gesagt. „Das kann mal passieren. Kannst du nicht einfach da vorne im Dorf ein Baguette kaufen?“ „Klasse!!, hat der Kleine geantwortet. „Einfach Brot. Das reicht.“
Einfach Brot. Diesen Wunsch habe ich erfüllt. Ich bin ins Dorf gefahren und habe Brot gekauft, auch noch etwas Käse, aber das war’s auch schon. Denn es wurde ja ganz einfach nur Brot gewünscht. Und so haben wir dann am Strand gesessen, ins Wasser geschaut und Brot gegessen.
Einfach Brot. Weil es satt macht. Weil es in dem Moment genau das war, was wir gebraucht haben. Brot gegen den Hunger. Mehr ist nicht nötig gewesen.
„Unser tägliches Brot gib uns heute.“ An diesem Tag am Strand habe ich diese Zeile aus dem Vaterunser erlebt. Ein Stück Brot, das jetzt satt macht, das mir zeigt: Mehr brauchst du nicht! Es reicht aus für diesen Augenblick.
Und das Brot hat geschmeckt. Nicht nur mir, sondern auch meinen Jungs. Und ich habe gemerkt, dass manchmal das Einfache das Beste im Leben ist. Ein Stück Brot, das satt macht. Zeit mit meiner Familie, die ich wirklich nutze, weil wir miteinander reden, gemeinsam essen, Zeit miteinander verbringen. Ein offenes, ehrliches Wort, damit alles gesagt ist und nichts mehr im Weg steht.
In diesem Moment habe ich auch gespürt, dass ich reich beschenkt bin. Weil ich alles hatte und habe, was ich zum Leben brauche.
Ein Stück Brot, um den Hunger zu stillen. Menschen, die mich so annehmen wie ich bin, mit denen ich den Alltag und die besonderen Momente teile. Zeit, die mir gegeben ist, um sie zu nutzen und zu füllen. Worte, um miteinander zu reden. Nach all dem hat das Brot geschmeckt.
Vielleicht sollte ich öfter mal was vergessen, damit ich mir bewusst mache, was ich habe. Oder vielleicht sollte ich das, was ich habe, einfach mit anderen teilen. Und ab und an mal jemanden zum Essen einladen, der alleine ist. Viel brauche ich dafür nicht. Einfach nur ein Brot und Zeit.
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