SWR4 Abendgedanken

03SEP2024
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Sonnenuntergang am Meer. Total schön. Beeindruckend. Von solchen Eindrücken zehre ich dann lange. Und ich trage diese Eindrücke lange in mir: wie die Sonne am Horizont im Meer versinkt. Die Vielfalt der Farben, die Sonnenstrahlen, die sich auf dem Wasser spiegeln, die besondere Atmosphäre – all das erfüllt mich mit Freude und lässt mich staunen.

Es sind Momente, in denen ich fühle, wie mein Herz überläuft vor Glück. Einfach, weil ich in diesen schönen Moment eintauchen darf. Dann summe ich vor mich hin und viele gute Gedanken gehen mir durch den Kopf.

„Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn.“ So heißt es in einem alten Lied in der Bibel. Und ja, das stimmt. In solch stimmigen Momenten fällt es mir leicht, Gott zu loben, gute Gedanken zu haben, fröhlich vor mich hinzusummen und ein Lachen im Gesicht zu haben.

Aber in diesem alten Lied ist nicht nur gemeint, dass ich beim Sonnenaufgang oder beim Sonnenuntergang in ein Loblied einstimmen soll. Vielmehr soll ich das den ganzen Tag tun, vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang eben.

Und das ist nun mal wieder etwas ganz anderes. Denke ich. Den ganzen Tag über lobe ich nicht nur Gott, habe ich nicht nur gute Gedanken. Da schimpfe ich auch vor mich hin, da bin ich nicht nur freundlich, sondern auch mal gereizt. Da habe ich auch böse Gedanken, sage vielleicht auch etwas, das meine Freundin verletzt oder trete anderen auf den Schlips. Da gibt es auf meinem Gesicht auch Zornesfalten, passend zur Stimmung

Und das sollte nicht sein. Der erste Gedanke am Tag sollte ein guter Gedanke sein, ein Lob für Gott, weil ich gut geschlafen habe oder weil der Frühstückstisch schon gedeckt ist. Und das letzte Wort am Abend könnte auch ein Lob oder ein Dank sein, weil ich tagsüber bei allem, was ich erlebt habe, auch Schönes erfahren habe. Danke für das gute Gespräch. Schön, dass die Sitzung gut verlaufen ist.

Den ganzen Tag über soll ich ein Lob auf den Lippen haben, gute Worte auf der Zunge und freundliche Gedanken. Das ist nicht immer möglich. Das weiß ich. Aber vielleicht hilft es mir, wenn ich an den Sonnenuntergang am Meer denke. Dann zaubert allein die Erinnerung mir ein Lächeln ins Gesicht und gute Gedanken ins Herz.

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