SWR Kultur Wort zum Tag
Die Geschichte stammt aus einem Kabarett-Programm. Aber sie kreist um ein sehr biblisches Thema.
Sitzen also zwei Dinosaurier bei Regen am Strand und kiffen. Da fährt am Horizont ein großes Schiff vorbei. Boah ey sagt der eine. War heute etwa der Termin mit Noah und seiner Arche!?
Zeitpunkt leider verpasst – kein Wunder, dass die Dinos ausgestorben sind. Bei manchen Gelegenheiten ist es ja egal, ob ich den Zeitpunkt verpasse: Kommt schon noch mal wieder, gelegentlich. Und ein bisschen Zeitverlust lässt sich verschmerzen. Muss ich beim nächsten Mal einfach bisschen besser aufpassen, wach sein, pünktlich losgehen – dann wird’s schon werden mit dem Anschlusszug oder dem Kartenvorverkauf oder dem Gesprächs-Termin.
Andere Momente sind einmalig – irgendwie ausgerechnet und nur heute für mich erreichbar; und dann nie mehr. So wie der Boarding-Termin für Noahs Arche, die vielleicht sogar die Dinos hätte in eine neue Zeit retten können. Oder wie die Hochzeit, von der Jesus mal erzählt. Zehn junge Damen wollen als Brautjungfern ihre Freundin begleiten. Irgendwie verzögert sich das Fest – kann ja vorkommen. Die Hochzeit meiner Eltern vor mehr als siebzig Jahren wäre fast geplatzt, weil Vaters geliehenes Auto eine Panne hatte. Jedenfalls legen die Brautjungfern sich noch mal zur Ruhe. Die Öllampen für die Brautprozession lassen sie wohl brennen.
Und dann kommt der Bräutigam doch, noch in der Nacht. Die Damen stehen eilig auf, richten noch mal die Lampen – aber, welches Pech: die Hälfte von ihnen hat kein Öl auf Vorrat dabei. Müssen sie erst beim Tante Emma-Laden neuen Brennstoff besorgen – und so beginnt das Fest ohne sie und sie bleiben auch draußen vor.
Herrje – hätten die fünf Kolleginnen doch bitte von ihrem Lampenöl was abgeben und teilen können!? Nächstenliebe und so! Lobt Jesus etwa, dass sie geizig sind und die anderen im Dunkel stehen lassen? Daran erinnert er selbst wenige Sätze des Evangeliums später: Kleider teilen, Hungrige sättigen – wäre doch ähnlich wie das Lampenöl teilen und dann gemeinsam vorbereitet zum Fest gehen…
Hier aber geht es ihm um die Herausforderung des Augenblicks an jede einzelne und jeden einzelnen selbst. Und jedenfalls erinnert Jesus an die eine Lebens-Chance: die wäre unwiederbringlich dahin, wenn sie mich oder uns unvorbereitet trifft. Ich hoffe, dass ich gut hinschauen kann, statt sie vorbeiziehen zu lassen.