SWR3 Gedanken
Eri wohnt im Pflegeheim. Wenn es möglich ist, dann besuche ich sie einmal in der Woche. Nie besonders lang. Aber die Zeit, die wir miteinander haben, die genießen wir.
Eri konnte nicht mehr daheim leben. Sie ist öfter gestürzt, ihre Wohnung war nicht geeignet für den Rollator, den sie braucht und immer wieder vergisst sie auch wichtige Dinge. Trotzdem war es gar nicht so leicht für sie ins Pflegeheim zu ziehen. Ich bewundere sie dafür, wie sie das meistert. An sich geht es ihr auch gut im Pflegeheim. Sie wird dort gut versorgt, hat alles Wichtige, ein schönes Zimmer, gutes Essen, medizinische Versorgung und die Pflegekräfte sind sehr nett zu ihr. Aber manchmal hat sie natürlich auch schlechte Tage. Es sind nicht alle Mitbewohnerinnen gleich nett. Es ist nicht leicht alt zu sein und das zu merken. Körperlich, wie geistig. Und manchmal vermisst sie auch ihr altes Leben daheim.
An solchen Tagen tut es Eri besonders gut, wenn sie den ganzen Frust mal loswerden kann. Und wenn sie meine Sicht auf die Dinge hört. Dass ich sie bewundere. Dass ich sie hübsch finde, trotz Falten, grauer Haare und weniger Friseurbesuchen. Ihr tut es gut, dass ich ihr sage, dass sie geliebt ist. Von ihrer Familie und ihren Freunden. Von mir. Und auch von Gott. Und dass das Pflegeheim zwar ihr letzter Wohnort hier auf der Erde ist. Sie nach dem Tod aber bei Gott geborgen ist und es ihr dort gut gehen wird.
Mir tun die Besuche bei Eri auch gut. Weil sie sich freut, wenn ich komme. Und sie mir zeigt, was wirklich wichtig ist: Dass wir Menschen haben, mit denen wir Schönes und Schweres teilen können.
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