SWR3 Gedanken
„Mit der Gosch“, das hat meine Oma immer gesagt, wenn jemand zwar etwas versprochen, aber dann nicht wirklich gemacht hat. Ich muss oft daran denken: Immer wieder begegnet mir das, dass jemand was sagt, aber es dann nicht tut.
„Mit der Gosch“ – zum Beispiel Politikerinnen und Politiker, die sich fürs Klima und eine gesunde Zukunft einsetzen wollen, aber selbst unnötige Kurzstreckenflüge nutzen. „Mit der Gosch“ – die Freundin, die sagt, dass sie für einen da ist, sich dann aber nie meldet. „Mit der Gosch“ – der Kollege, der vor dem Chef dann nicht mehr zu seinem Wort stehen kann.
Es gibt unzählige weitere Beispiele dafür. Mich ärgert das oft, aber wahrscheinlich mache ich das manchmal auch.
Der Evangelist Johannes schreibt in einem Brief folgende Worte: „Lasst uns einander lieben: nicht mit leeren Worten und schönen Reden, sondern mit tatkräftiger und wahrer Liebe.“
Das ist das Gegenteil von „mit der Gosch“. Keine leeren Worte benutzen und schöne Reden halten, die dann zu nichts führen. Wir sollen in Liebe handeln. Tatkräftig. Also wirklich auch tun, was wir sagen.
Auch da fällt mir meine Oma ein. „Mit der Gosch“ war nicht ihrs. Sie hat tatsächlich getan, was sie gesagt hat. Hat mich als Enkelin immer unterstützt. Für mich gekocht, mir zugehört, anderes sein lassen, wenn ich ihre Hilfe brauchte. Als sie selbst nicht mehr viel machen konnte, hat sie für mich gebetet. Für mich war das tatkräftige und wahre Liebe. Sie ist mir darin ein Vorbild.
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