SWR1 3vor8

01SEP2024
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Vielleicht haben Sie schon einmal von Marlene Engelhorn gehört. Sie ist Enkelin einer reichen Frau und hat beschlossen, dass sie, wenn sie einmal erben wird, einen Großteil davon hergeben wird. Weil sie es ungerecht findet, ein so ungeheuer großes Erbe für sich allein zu behalten, ohne etwas dafür getan zu haben. Einfach nur, weil sie in der richtigen Familie geboren wurde.  Verdient hat sie sich das Erbe nicht, sagt sie. Und will darum 90 % davon abgeben, wenn sie es einmal hat.

In einer ähnlichen Ausgangslage befinden sich, wenn man dem Apostel Paulus folgt, Christinnen und Christen. Er erklärt den Gläubigen in Rom, dass sie Kinder Gottes sind. Und dann schreibt er: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, weil wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.“

Über diese Bibelstelle wird heute in vielen evangelischen Gemeinden gepredigt.

Dass Christinnen und Christen Kinder Gottes sind, haben sie nicht ihrer eigenen Leistung zu verdanken, sondern dem Glauben. Und der, das ist immer wieder im Neues Testament zu lesen, ist ein Geschenk. Nichts, was wir leisten können.

Kind und Erbe Gottes zu sein – das ist also genauso unverdient, wie einfach so mehrere Millionen Euro zu erben. Vielleicht sogar noch ungerechter – denn mit dem Erbe Gottes ist bei Paulus das ewige Leben verbunden. Die Gewissheit, Gott einmal als sein Kind ganz nahe zu sein.

Paulus glaubt, dass dieses Erbe schon die Gegenwart betrifft. Die Aussicht auf dieses unglaublich schöne und große Erbe kann die Sorge vor dem Scheitern nehmen – weil ich weiß, dass einmal für mich gesorgt sein wird. Und die Aussicht auf ein Erbe, das von so vielen Menschen geteilt werden wird, schafft einen anderen Blick aufeinander – meine Mitmenschen sind auch Erben und Kinder Gottes.

Erben Gottes zu sein – das ist zuerst ein riesiger Grund zu Freude. Weil es sicher ist. Keiner wird einem dieses Erbe streitig machen, weil es nicht von den Menschen damals oder heute abhängt. Sondern vom Versprechen Gottes.

So wie Marlene Engelhorn, die Millionenerbin in Spe, aber verantwortungsvoll mit dem großen Erbe umgeht, so fordert auch Paulus Verantwortung.

Dass das Erbe sicher ist, soll kein Grund sein, gedankenlos in den Tag hineinzuleben. Die Herausforderung besteht darin, das Erbe nicht für sich zu behalten. Schon jetzt auszuprobieren und davon zu träumen, wie Gottes Ewigkeit aussehen könnte. Eine Ewigkeit, in der keiner allein ist. In der Gott alle Tränen abtrocknet. In der alle ein riesiges Fest feiern und darüber jubeln, wie wunderbar und schön Gottes Schöpfung ist. Dieses Erbe ist für alle da. Und Gott ermutigt uns, schon kräftig damit anzufangen, dieses Erbe auszugeben.

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