SWR Kultur Lied zum Sonntag
1) Orgelmusik
Dieses Lied geht ans Maximum. Denn das „Großer Gott, wir loben dich“ strotzt nur so von der Überzeugung, dass Gott der Allergrößte ist. Dass er es immer schon war und für ewige Zeiten bleiben wird. Gott als Maximum, in jeder Kategorie.
2)
Großer Gott, wir loben dich;
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.
Ganze elf Strophen zählt dieses Lied. So als ob es sich selbst nicht an diesem einen Gedanken sattsingen könnte, dass alles, aber auch wirklich alles, Gott nur loben kann. Die Engel zum Beispiel, der Himmel und die Luft, alle möglichen Heiligen und die, die jetzt gerade leben. Weil Gott so groß ist, ist Loben einfach das Allerbeste.
3) Spieldosenmusik
Ehrlich gesagt bröckelt die Sicherheit dieses Liedes für mich. Ich zweifle daran, ob Gott wirklich für immer und ewig der Allergrößte ist. Ich zweifle nicht an ihm, aber an diesem Bild, das ich mir von ihm gemacht habe.
(während nächsten Abschnitt beginnt Musik 4)
Eine Kollegin hat mich darauf gebracht. Sie hat mich gefragt: „Wie wäre es, wenn Gott nicht der Größte und der Mächtigste ist? Was, wenn er eher so klein ist wie ein winziger Gedanke? Wenn Gott so klein ist, dass er überall dazwischen passt?“
Die Idee meiner Kollegin spricht mich inzwischen sehr an. Mich fasziniert dieser Gedanke, dass Gott vielleicht so winzig ist, dass er zum Beispiel zwischen zwei zündende Ideen passt, die ich gerade habe. Oder so klein, dass er sich verstecken kann in der Sehnsucht, die mich plötzlich packt.
Jahrelang habe ich so nicht gedacht. Aber eigentlich ist es doch naheliegend. Immerhin hat sich Gott ja auch sehr klein gemacht, als er in Jesus einmal in der Geschichte Mensch geworden ist.
Gott ist ganz sicher mit keinem Größenverhältnis zu fassen. Gott als der maximal Größte oder Gott als kleiner Gott. Vielleicht ist beides gleich falsch, oder gleich richtig.
Im katholischen Gotteslob steht unter den langen elf Strophen des Liedes ein einziger Satz. Da steht: „Glauben heißt: ich halte ein Leben lang aus, dass ich Gott niemals begreifen werde.“
In all den Gedankenspielen rund um Gott kann ich mich verlieren, denn ich werde wohl immer an Grenzen meiner Vorstellungskraft stoßen. Dann möchte ich weiter vertrauen, oder eben trotzdem an Gott festhalten. In der elften Strophe unseres Liedes ist dieses Vertrauen ganz eng mit einer Sehnsucht verknüpft: Dass Gott uns – trotz seiner Größe oder Winzigkeit – nicht allein lässt: „Auf dich hoffen wir allein: lass uns nicht verloren sein.“
5) Herr, erbarm, erbarme dich.
Lass uns deine Güte schauen;
deine Treue zeige sich, wie wir fest auf dich vertrauen.
Auf dich hoffen wir allein:
Lass uns nicht verloren sein.
1) Max Reger, Großer Gott wir loben dich op. 135a, Nr. 10 Rosalinde Haas, M0012586(AMS)
2) Das Solisten-Ensemble, Gerhard Schnitter, M0598485(AMS)
3) Polyphon-Spieldose, Großer Gott wir loben dich M0547004(AMS)
4) Großer Gott wir loben dich, German Songbook, Dieter Falk 0730780(AMS)
5) Großer Gott wir loben dich, Choral: gut!, Arno Schneider, Uwe Steinmetz, Lilienfelder Canotorei; Athesinus Consort Berlin; Klaus-Martin Bressgott, M0345565(AMS)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40534