SWR4 Abendgedanken

11SEP2024
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In jeder Kirche stehen Heiligenfiguren. Meistens mit Gold und so reich verziert. Doch je prunkvoller sie sind, desto unerreichbarer wirken diese Heiligen auf mich. Weit weg von mir, meinem Alltag und meiner Welt. Sie sind mir zu glatt, zu perfekt, zu gl舅zend - eben zu heilig.

Mit solchen Heiligen, kann ich nur wenig anfangen. Auch wenn diese Figuren, über Jahrhunderte hinweg verehrt worden sind, erscheinen sie mir zu weit entfernt von meiner Realität heute. Es sind Menschen gewesen, die auf dieser Welt gelebt haben, ja: Aber die Art und Weise, wie sie dargestellt und gefeiert werden, macht sie für mich unerreichbar. Klar, sie haben Großes vollbracht, anderen geholfen und wurden oft schon zu Lebzeiten von vielen verehrt. Das ist beeindruckend und bewundernswert, aber irgendwie wirken sie dann zu groß und damit zu weit weg von mir.

Trotzdem glaube ich fest daran, dass es auch heute noch heilige Menschen gibt. Sie sehen nur anders aus und leben vielleicht weniger auffällig, aber sie sind da. In der Bahn neben mir, an der Kasse im Supermarkt oder im Park. Es sind Menschen, die für andere Menschen wichtig sind. Weil sie ihnen Halt geben und man sich an ihnen orientieren kann. Auch in meinem Adressbuch gibt es bestimmt solche Menschen. Leute, denen ich nahe stehe und mit denen ich mein Leben bestreite. Weil sie da sind für mich. Ohne sie würde ein großer Teil in meinem Leben fehlen und deswegen sind sie mir nicht nur wichtig, sondern heilig.

Heilig - ganz ohne Sockel. Es sind die Alltagsheldinnen und Helden, die stillen Unterstützer. Es sind Menschen, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Sie tragen vielleicht keinen Heiligenschein, keine prunkvollen Gewänder und stehen nicht im Rampenlicht. Sie tragen Hoodies, Vans und Jeans, sehen aus wie du und ich.

Für mich sind auch heute Heilige da. Sie sind überall um uns herum, wenn wir nur genau hinschauen. Ihre Heiligkeit liegt nicht darin, dass sie perfekt sind. Sondern darin, dass sie für andere da sind, anderen beistehen, trösten und so zu Vorbildern werden. Sie sind nicht perfekt, weil es Menschen sind mitten unter uns.

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