SWR4 Abendgedanken

09SEP2024
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Die Stimmung im Fußballstadion ist grandios. Die Fans singen und bringen die Mannschaft nach vorn. Auch wenn mein Verein nicht gewinnt, lohnt es sich jedes Mal hier her zu kommen: Denn die Atmosphäre ist ganz anders als zuhause vor dem Fernseher. Klar, vielleicht kann ich nicht alles sehen. Manchmal fehlt die Wiederholung oder eine Nahaufnahme. Dafür bin ich aber noch da, wenn das Spiel vorbei ist. Und da sehe ich, wie sich Spieler und Trainer auf dem Platz begegnen. Sie reichen sich einander die Hände. Das finde ich immer wieder schön zu sehen.

Es sind Menschen, die sich gerade noch als Gegner gegenübergestanden haben. Alle bringen dabei verschiedene Geschichten mit. Einige haben vielleicht gerade noch gegen ihr Vorbild gespielt; manche kennen sich von früher, sind sich sympathisch – oder kennen sich gar nicht und sind sich sogar unsympathisch. Trotzdem kommen sie nach dem Spiel nochmal zusammen. Nicht als Gegner. Denn nach dem Schlusspfiff verändert sich etwas: Es ist vorbei – das Spiel ist aus und aus Gegnern werden Leute, denen man den Sieg gönnen kann. Menschen, die sich einander die Hände reichen. Und das ist ein wichtiges Zeichen für mich als Fan.

Denn das H舅dereichen bedeutet, dass man fair miteinander umgeht, auch wenn das Spiel hitzig gewesen sein mag. Es zeigt allen: Die Spieler gehen friedlich vom Platz. Beim H舅dereichen wird deutlich: Es ist ein Spiel und das geht neunzig Minuten. Au゚erhalb dessen gibt es noch viel mehr, das verbindet.

Das Händereichen im Fußballstadion erinnert mich an den Gottesdienst. Auch dort reichen wir uns einader die Hand und verbinden es mit einem Friedensgruß: "Der Friede sei mit dir."

Es ist Versprechen und Zuspruch zugleich. Das Versprechen, dass wir uns gegen Hass einsetzen. Und der Zuspruch, dass ich mit Gott an meiner Seite für Frieden sorgen kann. Das bedeutet nicht, dass alle Kriege und der Hass auf der Welt sofort aufhören. Aber es bedeutet, dass ich und alle anderen, die bei diesem Friedensgruß dabei sind uns dafür aktiv einsetzen wollen. Dass wir dafür sorgen, dass diese Welt weniger aus Gegnern besteht. Sondern mehr aus Menschen, die ich respektiere und auf Augenhöhe begegne. Gott trägt den Frieden mit.

Sowohl im Stadion als auch im Gottesdienst passiert es:

Menschen reichen sich einander die Hände, die sich fremd sind. Nicht nur als netten Gruß. Sondern als Zeichen dafür, Fairplay und Frieden bei mir im Alltag zu integrieren. Ihn hinauszutragen in die Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40465
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