Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

07AUG2024
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Ferienzeit ist für mich Lagerfeuerzeit. In unzähligen Zeltlagern und Freizeiten im Sommer sitzen abends Kinder und Jugendliche ums wärmende Feuer. Irgendjemand holt dann meist eine Gitarre und es werden lauthals Klassiker gesungen wie „Über den Wolken“ oder „Country Roads“. Andere sitzen einfach nur da und schauen den Flammen zu, wie sie an den Holzscheiten entlang züngeln.

Am Lagerfeuer lassen sich endlose Gespräche führen – über Gott und die Welt und die großen Fragen des Lebens zum Beispiel. Auch über ganz Persönliches, über das es bei Tageslicht schwer fällt zu reden. Vielleicht weil es Zeit braucht und lange Pausen, in denen der andere einfach nur zuhört und in die Flammen schaut und an den richtigen Stellen nickt.

Vor kurzem habe ich mit jungen Menschen einen Lagerfeuer-Gottesdienst gefeiert. Es ging darum, welches Feuer denn in mir brennt. Wofür ich brenne. Also was mir so wichtig ist, dass es mich motiviert und antreibt. Einige haben von ihren Jugendarbeits-Erfahrungen erzählt. Die Gemeinschaft im Zeltlager. Die Möglichkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen und zu wachsen. Das motiviert sie, auch anderen solche tollen Erlebnisse zu ermöglichen. Andere haben davon berichtet, wie wichtig es ihnen ist, sich für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen – beispielsweise in der Klimabewegung.

Dieses Feuer, das in uns brennt, macht uns aus. Für mich hat dieses innere Feuer auch mit Gott zu tun. Mit seiner Kraft, die er uns gibt. Die wird immer wieder als Flamme dargestellt und das finde ich ziemlich passend. 

Aber was mache ich, wenn ich von diesem Feuer nicht mehr viel spüre? Wenn ich mich ausgebrannt fühle, erschöpft?

So wie ich beim Lagerfeuer immer wieder Holzscheite nachlegen muss, braucht auch mein inneres Feuer Nahrung. Das können Erlebnisse sein, bei denen ich spüre, hier bin ich genau richtig. Hier kann ich etwas bewirken. Oder: Hier sind andere, die mich verstehen, ich bin nicht allein!

Und Feuer braucht Luft, damit es nicht erlischt. Ich brauche Zeiten zum Durchatmen, damit mein Feuer nicht ausgeht. Im Alltag ist dafür oft viel zu wenig Zeit. Deshalb will ich mir jetzt im Sommer immer wieder ganz bewusst Zeit dafür nehmen - nur für mich. Abends auf den Balkon sitzen und ein paar Minuten einfach nur dem Zirpen der Grillen zuhören. Morgens mal alleine ins Schwimmbad gehen und Bahn für Bahn den Kopf freischwimmen. Und ab und an im Schatten auf einer Picknickdecke liegen und in den Himmel schauen. Das nehme ich mir vor – und wünsche auch Ihnen solche Lagerfeuermomente im Sommer!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40457
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