SWR4 Abendgedanken
Bis Sonntag ist die Welt noch im Olympia-Fieber. Vor allem natürlich Paris. Davor war es die Fußball-Europameisterschaft. Und ab dem 28. August sind es dann die Paralympics. Eigentlich bin ich jetzt nicht so der riesige Sport-Fan. Aber die Bilder beeindrucken mich doch immer wieder. Wie sich so viele Nationen sportlich begegnen können. So viele Emotionen und jubelnde Menschen. Das fasziniert mich: Dass es Sachen auf unserer Welt gibt, die so viele unterschiedliche Menschen zusammenbringen.
Überall ist die Begeisterung groß – bei Olympia oder auch der EM: Plötzlich gibt es etwas, das uns Menschen verbindet. Christen, Muslime und alle, die an irgendwas oder nichts glauben. Eben alle. Etwas, das alle gemeinsam fröhlich, traurig, hoffnungsvoll und glücklich macht, egal, wo jemand herkommt. Da werden die Probleme, die wir sonst haben, plötzlich ein bisschen kleiner. Zumindest gefühlt.
Wenn ich so darüber nachdenke, dann erinnert mich das an ein Bild aus der Bibel. Eine Zukunftsvision, von der schon Jesus geschwärmt hat – von einer Welt, in der alle Menschen friedlich miteinander auskommen. Friedlich miteinander leben. Das passt wirklich gut zu Olympia, denn Jesus hat damals auch große Begeisterung ausgelöst. Bei ihm ist es natürlich nicht um Kugelstoßen oder Gewichtheben gegangen. Aber darum: Wie unterschiedlichste Menschen friedlich miteinander leben können. Wenn sie sich gegenseitig als das akzeptieren, was sie sind: Alles Menschen. Dass dann alle im Leben weiterkommen können. Wenn man sich traut, über seine eigenen Grenzen hinaus mit Menschen zusammen zu sein, die man sonst vielleicht gemieden hätte.
Jesus hat mit vielen Menschen gefeiert, die „angeblich“ anders waren als er oder seine Freunde. Und im Nachhinein hat sich dann herausgestellt: es sind auch Menschen. Menschen, die viele gemeinsame Gedanken und Wünsche haben. Mir ist klar, dass die Begeisterung oft auch schnell wieder weg ist. Sobald die eigene Mannschaft nicht mehr dabei ist. Oder Olympia dann wieder vorbei ist. Und trotzdem zeigt mir das: Es geht. Mir macht das Mut. Und ich wünsche mir, dass das auch außerhalb von einem sportlichen Großereignis gelingen würde. Dass wir mit vielen fremden Menschen zusammenkommen und dann feststellen: So unterschiedlich sind wir doch eigentlich gar nicht. Irgendwie träumen wir doch alle. Vielleicht von einem sicheren Leben und einem sicheren Arbeitsplatz. Oder davon, einfach zufrieden zu sein. Wenn ein bisschen was von diesem Geist auch nach Olympia noch spürbar bleibt, dann könnten wir wirklich sagen: Dabei sein ist einfach alles.
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