SWR Kultur Wort zum Tag
Gott suchen. Sich nach Gott sehnen. Mit Haut und Haaren – und mit aller Energie, die in einem steckt. Wie fühlt sich das an? Und woher kommt das?
In einem Psalmgebet heißt es einmal:
„Gott, du bist mein Gott, den ich suche.
Es dürstet meine Seele nach Dir, mein ganzer Mensch verlangt nach Dir...“ Psalm 63,2
In unserer Gesellschaft gibt es so viele Dinge, die menschliche Bedürfnisse befriedigen.
Es gibt für so ziemlich alles ein Produkt. Gegen Hunger und Durst allemal. Auch für unsere Gedanken, Meditation für die Seele.
Und für unsere Fantasien: Filme, Musik und Bücher, Theater und Museen.
Wenn ich das bekomme, was ich brauche, ist mein Bedürfnis befriedigt.
Wie ist das aber, wenn ich mich nach Gott sehne, nach Gott verlange?
Ich spüre: Hier ist das anders. Hier gibt es nicht so etwas wie eine Bedürfnisbefriedigung. Gott ist und bleibt bei aller Sehnsucht nach IHM kein erreichbares Ziel, nichts, was ich in Besitz nehmen kann.
Und doch rückt dieses Sehnen nach Gott bei mir bisweilen alle anderen Wünsche in den Hintergrund. Es reicht weit über alles hinaus, was ich jemals erreichen kann.
Dieses Sehnen nach Gott steigert sich – erfasst meine ganze Existenz, so wie im Psalmgebet:
„Es dürstet meine Seele nach Dir, mein ganzer Mensch verlangt nach Dir...“
Ein ganzer Mensch verlangt nach Gott. Von innen heraus. Und zwar nicht ohne Grund.
Das Verlangen, das Ausstrecken nach Gott hat ein Woher und ein Wohin:
„Es dürstet meine Seele nach Dir, ... aus dürrem Land, wo kein Wasser ist“.
Gott ist kein Premiumwasser, kein Luxusprodukt, das diesen Durst löscht. Gott ist ein Adressat für Hoffnungen, die über alles hinausgehen, was man sich besorgen oder kaufen kann:
Bei ihm ist Geborgenheit und Schutz vor Gewalten, die mich bedrohen können.
Gott ist meine Hoffnung, wenn alles bricht.
Gerade jetzt – in diesen dürren Zeiten – wächst meine Sehnsucht nach Gott. Sie hält meine Hoffnungen am Leben:
Auf einen umfassenden Frieden – auf Versöhnung.
Streit und Zwietracht werden einmal ein Ende haben.
Trauernde und Leidende werden getröstet und menschliche Zerstörungswut vergeht.
Warum ich diese Hoffnung in Gott verankere?
Ich sage es einmal so - mit einem Vers von Matthias Claudius:
„Es ist nur einer ewig und an allen Enden und wir in seinen Händen...“
Wo ich zu IHM bete – da strahlt das Unerreichbare in mein Leben. Schon jetzt.